Unverändert hohe Investitionen von mehr als 120 Millionen Euro
DEKRA setzt voll auf Digitalisierung
In der globalen Top-Liga der Prüfunternehmen hat sich DEKRA im Jahr 2020 überdurchschnittlich behauptet und seine Position als anerkannter Partner für die Prüfung, Inspektion und Zertifizierung intelligenter und vernetzter Produkte ausgebaut. Die Auswirkungen der Pandemie haben die Dynamik der Digitalisierung in den Fokus gerückt. Bis 2025 – DEKRA wird dann 100 Jahre alt – wird das Unternehmen sein komplettes Dienstleistungsportfolio digitalisiert haben. „Wir werden das gesamte Unternehmen an den Chancen der Digitalisierung ausrichten: von neuen Arbeitsformen über verstärkte digitale Interaktion und Innovation bis zu datengetriebenen Dienstleistungen“, so der DEKRA Vorstandsvorsitzende Stefan Kölbl. „COVID-19 hat diesen Transformationsprozess weiter beschleunigt.“ Die Pandemie hat im Geschäftsjahr 2020 den seit 16 Jahren andauernden Wachstumskurs unterbrochen. Der Umsatz wird voraussichtlich um rund 200 Millionen Euro auf etwa 3,2 Milliarden Euro sinken. Kölbl: „Wir haben uns damit unter den gegebenen Umständen besser als erwartet entwickelt.“
- Zentren für Künstliche Intelligenz und Cyber Security gegründet
- E-Mobilität: Vorreiter bei der Prüfung von Ladestationen
- Atemschutzmasken: Expertenorganisation mit größtem Prüflabor in Europa
- Unabhängiges Trust Center für mehr Sicherheit gefordert
- Umsatzrückgang um rund 6 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro
Die Mobilität der Zukunft gestaltet DEKRA auch durch eine Beteiligung am Forschungsprojekt „RealLabHH“ in Hamburg mit. Das Ziel: Herauszufinden, welche Mobilitätslösungen sich in der Praxis bewähren. Experten des DEKRA Technology Center bringen ihre Kompetenz speziell zu Fragen des Zulassungsprozesses von autonomen Shuttles für den öffentlichen Verkehr ein. Diese On-Demand-Shuttles sind Teil der digitalen Infrastruktur, die im Realbetrieb erprobt wird.
In der periodischen Prüfung von Kraftfahrzeugen (Service Division Vehicle Inspection) ist es in Deutschland im ersten Halbjahr gelungen, als Nummer 1 den Marktanteil bei den Hauptuntersuchungen noch einmal leicht auf 33,6 Prozent auszubauen. Von der Krise betroffen waren dagegen andere automobilnahe Dienstleistungen. So war etwa das Geschäft mit Gutachten wegen rückläufiger Unfallzahlen und weniger Elementarschäden rückläufig. Dagegen herrschte im DEKRA Technology Center am Lausitzring nach proaktiven Investitionen in das Abgaslabor Hochbetrieb. Stefan Kölbl: „Die fachkundige Nachfrage nach Messungen zu Emissionen, Reichweiten und dem Energieverbrauch von Fahrzeugen aller Antriebsarten ist groß. Mit serviceorientierten Akkreditierungen für die wichtigsten Weltmärkte sind wir in Klettwitz als Partner der Automobilindustrie bestens aufgestellt.“
Das Industrieprüfgeschäft (Service Division Industrial Inspection) hat sich im schwierigen Umfeld der Pandemie vergleichsweise gut entwickelt. Viele Kunden haben den Lockdown zur Inspektion und Prüfung von Anlagen und Materialien genutzt. So hat DEKRA im schwedischen Ringhals-Kernkraftwerk den Block 4 mit einem Team von mehr als 50 Experten in Rekordzeit geprüft. In China konnte die Präsenz durch die Übernahme des Großteils der ENERTIC Engineering Technical Co. Ltd., Peking, ausgebaut werden. ENERTIC unterstützt seit zwei Jahrzehnten multinationale und chinesische Rohstoff- und Energieunternehmen in der Materialprüfung. Dank einer Kooperation mit dem australischen High-Tech-Ausrüster Nexxis hat DEKRA in Ozeanien seine Kompetenz in der automatisierten und roboterbasierten Inspektion in schwierigen und gefährlichen Umgebungen gestärkt.
In der Produktprüfung (Service Division Product Testing) reagierte DEKRA sehr schnell auf die COVID-19-Krise. „Wir sind in Deutschland mit Abstand Vorreiter in der Prüfung von Atemschutzmasken“, sagte Vorstandschef Kölbl über das DEKRA Speziallabor in Essen. Es ist als notifizierte Stelle für filtrierende Atemschutzmasken anerkannt und das mit Abstand größte Prüflabor für Masken in Europa. Bereits seit Mitte März 2020 wurden dort Masken auf Basis eines anerkannten Schnelltests geprüft. Heute wird die Prüfung nach den anspruchsvollen Kriterien der PSA-Verordnung für FFP2-Masken sehr stark nachgefragt.
Ihren Zugang zu Wachstumsmärkten hat die Expertenorganisation durch weitere Zulassungen verbessert. Die Open Charge Alliance ernannte DEKRA Labore in Arnheim und Sterling/USA zu offiziellen Testlaboren rund um die Messung und Abrechnung zwischen Ladestationsbetreibern. In den USA erhielt DEKRA durch die US-Arbeitsschutzbehörde OSHA den Status eines offiziellen Prüflabors (Nationally Recognized Testing Laboratory/NRTL). In China hat die China National Certification and Accreditation Administration (CNCA) die DEKRA Labore in Shanghai und Guangzhou nach den Standards der China Compulsory Certification (CCC) anerkannt. Dadurch kann DEKRA internationalen Herstellern in China Inspektions-, Test- und Zertifizierungsdienste aus einer Hand anbieten. Zudem erhielt das DEKRA Labor in Málaga (Spanien) als eines der ersten Labore überhaupt die Zertifizierung nach dem ioXt-Standard, den eine Allianz aus Herstellern, Industrieverbänden und öffentlichen Institutionen entwickelt hat. Nach diesem Standard werden Geräte für das Internet der Dinge (IoT) auf Cyber-Sicherheit geprüft.
Im Geschäftsfeld Bildung (Service Division Training) hat DEKRA die COVID-19-Pandemie genutzt, um digitale Lernszenarien zu intensivieren. Dabei spielen Micro-Learnings eine wichtige Rolle. Sie werden über das Smartphone ausgespielt und nutzen „Virtual and Augmented Reality“-Elemente. Wachstum für die Zukunft verspricht das „Beacon-Content-Management-System“ DEKRA Tag.it. Damit lassen sich zum Beispiel Sicherheitsinformationen in Produktionshallen oder Wartungsanleitungen für Maschinen direkt vor Ort über das Smartphone abrufen. Sein kundenorientiertes Expert Migration-Programm konnte DEKRA in Brasilien nach dem Start im Jahr 2019 auf mehrere Regionen ausweiten. Dadurch verdreifachte sich die Teilnehmerzahl auf rund 450. Mit dem Programm qualifiziert DEKRA Pflegekräfte für ihren späteren Einsatz in Deutschland.
Nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie hat DEKRA sein Online-Sicherheitsportal DEKRA Safety Web durch Unterweisungen zu Hygieneregeln und zum Transport von COVID-19-Proben ergänzt. Das Portal verzeichnete daraufhin ein Wachstum von 60 Prozent. Mittlerweile wird es von rund 120.000 Mitarbeitern aus mehr als 500 Unternehmen genutzt. Für einen renommierten Pharmahersteller hat DEKRA (Service Division Consulting) ein Sicherheits- und Gesundheitskonzept für die Arbeitsabläufe im Betrieb und für das Home-Office entwickelt. Zunächst für Standorte in den Niederlanden und in Irland, im Jahresverlauf für den gesamten Konzern. Mit beschleunigten Testverfahren für medizinische Geräte, zum Beispiel Beatmungsgeräte, unterstützen die DEKRA Labore in Arnheim und in Málaga Gesundheitsbehörden und Kliniken bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie.
„Das Geschäftsjahr 2020 war durch die COVID-19-Pandemie gekennzeichnet. Aber DEKRA hat die Zeit genutzt, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen“, sagte Stefan Kölbl. „Wir haben unsere Digitalisierungs- und Innovationsaktivitäten intensiviert und neue digitale Kompetenzen aufgebaut.“ Auch wenn derzeit nicht abzusehen ist, wie lange die Krise und ihre Auswirkungen anhalten, sprechen nach Ansicht von Kölbl viele Gründe dafür, dass DEKRA auf den Wachstumspfad zurückkehren kann, sobald sich die Lage normalisiert. Zu diesen Gründen zählen die globale Präsenz, die neue Organisationsstruktur sowie die gute Position in Wachstumsmärkten wie vernetzte Mobilität, Cyber-Sicherheit und Nachhaltigkeit.