Fahrwerk: einfach tief – nicht so einfach.
Die Tieferlegung ist wohl eine der beliebtesten Tuningmaßnahmen überhaupt – und zugleich eine der gefährlichsten. Ein tiefer Schwerpunkt bedeutet hohe Kurvengeschwindigkeiten, das ist einfache Fahrdynamik. Wer schon mal Kart gefahren ist, weiß, wovon die Rede ist. Hohe Kurvengeschwindigkeiten sind Ausdruck einer sportlichen Fahrweise. Je tiefer, desto sportlicher die Fahrweise: Ist das die simple Logik?
Nickmoment, Gierbeschleunigung, Rollachse, Momentanpol – auch das ist Fahrphysik.
Das Fahrwerk als Bindeglied zwischen Fahrzeugaufbau und Rad/Reifen hat entscheidenden Einfluss auf das Fahrverhalten. Federn, Stoßdämpfer, Stabilisatoren, Lenker sorgen als Einheit für eine sichere Straßenlage. Heute kommen intelligente Fahrhilfen wie ESP, ASR, ABS etc. hinzu, die zusätzlich die Fahrsicherheit erhöhen.
Das Fahrwerk: viele Möglichkeiten – auch die, viel falsch zu machen.
Die Abstimmung eines Serienfahrwerks moderner Fahrzeuge mit allen seinen elektronischen Hilfsmitteln nimmt einen großen Teil der Entwicklungsarbeit eines Herstellers in Anspruch. Alle Teile sind optimal aufeinander abgestimmt. Ändert man eine Komponente, kann das Gleichgewicht empfindlich gestört werden.
Welchen Einfluss haben 50 mm kürzere Federn, härtere Dämpfer zusammen mit Distanzscheiben und einem Sportstabilisator auf das Fahrverhalten? Eine Frage, die so keiner auf Anhieb beantworten kann. Kennlinien, Dämpferraten, Elastizitätsmodule, Abmessungen, gegenseitige Einflüsse der Komponenten aufeinander, Auswirkungen auf ABS, ASR, ESP etc. sind die entscheidenden Faktoren bei dieser Betrachtung.
Zulässigkeit gemäß StVZO durch
✔ ABE für Fahrzeugteile
✔ Teilegutachten
✘ Bauartgenehmigung
✘ Einzelabnahme/aaS
✘ Unzulässig
Eigenmontage/Do it yourself
✔ Erlaubt
✘ Unzulässig
✔ Nicht empfohlen
Achtung, unbedingt beachten!
- Auflagen beachten (z.B. Verwendung von Schneeketten)
- Kombinierbarkeit mit anderen Umbaumaßnahmen (z.B. Breitreifen)
- Erhöhter Verschleiß von Fahrzeugkomponenten
Vorteile
- Optik
- Straßenlage
- Fahrdynamik
Nachteile
- Verminderte Bodenfreiheit
- Geringerer Fahrkomfort
- Ggf. höherer Reifenverschleiß
DEKRA TIPP
Die Fahrwerksabstimmung ist eindeutig nur etwas für Profis. Hier sollte man sich ausführlich beraten lassen. Welche Einflüsse hat die jeweilige Änderung auf das Gesamtsystem Fahrzeug?
DEKRA Sachverständige und Prüfingenieure weisen auf die Punkte hin, die es beim spezifischen Fahrzeug zu beachten gilt (Kontakt: siehe Vorschriften DEKRA TIPP). Bedenken sollte man zum Beispiel, dass ein knüppelhartes Fahrwerk auch strukturell die Serienkarosserie mehr strapaziert als ein Serienfahrwerk. Verschleiß und Ermüdung einzelner Komponenten können dadurch früher auftreten.
- Fahrwerksfedern: Komfort oder Schlaglochsucher?
- Federwegbegrenzer: Auf Block – nichts geht mehr.
- Fahrwerkarten.
- Distanzscheiben: in die Breite gehen.
- Stabilisator: Besser steifer?
- Domlager: Heavy duty.
- Domstrebe: Torsion Ade!
- Low Rider: Breakdance mit dem Auto?
Ohne Federung würde der Fahrzeugaufbau knallhart auf dem Radträger aufliegen. Den Puffer bildet in der Regel eine Schraubenfeder. Diese Feder wird durch das Fahrzeuggewicht im Stillstand zusammengedrückt und ergibt so eine gewisse Bodenfreiheit. In Bewegung wird der Federweg kürzer oder länger, je nachdem, ob das Fahrzeug ein- oder ausfedert. Die Federung ist also für den Komfort eines Fahrzeugs maßgeblich.
Die Eigenschaft, die eine Feder beschreibt, ist die Federkennlinie, die sich aus Material, Dicke des Federstahls und Windungsform ergibt. Will man ein hartes Fahrwerk, braucht man auch harte Federn. Will man ein tiefes Fahrwerk, braucht man kurze Federn. Zwei einfache Forderungen, aber keine einfache Lösung.
Hier sind Spezialisten gefragt.
Den Einbau eines Sportfahrwerks sollte man auf jeden Fall in die Hände von Fachleuten legen.
Zulässigkeit gemäß StVZO durch
✔ ABE für Fahrzeugteile
✔ Teilegutachten
✘ Bauartgenehmigung
✘ Einzelabnahme/aaS
✘ Unzulässig
Eigenmontage/Do it yourself
✔ Erlaubt
✘ Unzulässig
✔ Nicht empfohlen
Achtung, unbedingt beachten!
- Serienfedern nicht kürzen (undefinierte Federrate)
- Serienfedern nicht erwärmen (Festigkeitsverlust)
- Windungen nicht zusammenklemmen
- Nur typbezogene Austauschfedern oder Sportfedern verwenden
- Mechanischen Bremskraftregler neu justieren
- Mindestens erforderliche Bodenfreiheit von 80 mm einhalten
Vorteile
- Optik
- Straßenlage
- Fahrdynamik
Nachteile
- Verringerte Bodenfreiheit
- Verringerter Fahrkomfort
- Höhere Fahrwerksbelastung
Federwegbegrenzer sorgen bei Tieferlegung mit breiter Bereifung für einen limitierten Einfederweg, um den Kontakt vom Reifen zur Karosserie zu vermeiden. Dadurch leidet natürlich der Komfort, denn das Federbein fährt auf Block.
Tieferlegungsmodule.
Gerade bei modernen Fahrzeugen mit Luftfederung gibt es auch elektronische Möglichkeiten der Tieferlegung. Mit einem Extramodul oder einer Umprogrammierung des Steuergeräts lässt sich so das Fahrzeug noch weiter absenken. Der Vorteil dieser Technik ist die Flexibilität.
Die Einstellung der Höhe über das Kombiinstrument lässt sich jederzeit verändern, falls es doch einmal an Bodenfreiheit fehlen sollte. Zudem kann sich das System bei höheren Geschwindigkeiten auf das normale Niveau zurückstellen, sodass das Fahrzeug seine serienmäßigen Komforteigenschaften zurückerhält.
Achtung, unbedingt beachten!
- Nur im Zusammenhang mit Fahrwerksänderung nach Herstellervorschrift verwenden
- Nur so viele einbauen wie nötig
- Restfederweg beachten
Sportfahrwerk: variable Komplettlösung.
Der etwas versiertere Hobbytuner bevorzugt ein Sportfahrwerk mit kürzeren Federn und geänderten Stoßdämpfern. Federn und Dämpfer sind optimal aufeinander abgestimmt, denn eine Sportfeder mit Seriendämpfer ist zwar auch sicher, aber in Sachen Fahrwerktuning immer ein Kompromiss.
Gewindefahrwerk: Der Asphalt ist (fast) die Grenze.
Die hohe Schule des Fahrwerktunings für Serienfahrzeuge stellt sicher das Gewindefahrwerk dar. Optimale Feder-Dämpfer-Abstimmung wird gepaart mit einer weitgehend variablen Bodenfreiheit.
Fatale Mehrfachänderungen
Bei weiteren Tuningmaßnahmen sollte man immer das Zusammenspiel mit dem Sportfahrwerk bedenken. Der Sachverständige von DEKRA berät in Fragen der Beeinflussung durch weitere Umbauten (Kontakt: siehe Vorschriften DEKRA TIPP).
Sollten die üblichen Maßnahmen zur breiteren Optik eines Fahrzeugs nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen, kann man zwar mit Distanzscheiben nachhelfen. Doch auch hier greifen viele Heimtuner in die Fahrwerkskinematik ein, ohne sich immer der Folgen bewusst zu sein. Wichtig: Je weiter das Rad nach außen steht, umso größer ist die Beanspruchung an der Radführung und umso kleiner der Freiraum zu Karosserieteilen.
Distanzscheiben.
Zulässigkeit gemäß StVZO durch
✔ ABE für Fahrzeugteile
✔ Teilegutachten
✘ Bauartgenehmigung
✘ Einzelabnahme/aaS
✘ Unzulässig
Eigenmontage/Do it yourself
✔ Erlaubt
✘ Unzulässig
✘ Nicht empfohlen
Achtung, unbedingt beachten!
- Nur mitgelieferte Radbolzen verwenden
- Eigenbau unzulässig
- Kein „Distanzscheiben-Sandwich“ bauen
Vorteile
- Optik
Nachteile
- Veränderte Fahrwerksgeometrie
- Hohe Beanspruchung der Radführung
Stabilisatoren sorgen für eine Straffung des Fahrwerks, indem sie die beiden Seiten einer Achse miteinander verbinden. Das macht sich vor allem bei Kurvenfahrten bemerkbar. Das abhebende Rad auf der einen Seite wird durch die Stabilisatorverbindung mit dem auf dem Boden befindlichen Rad der gegenüberliegenden Seite abgestützt.
Achtung, unbedingt beachten!
- Vor Kauf und Einbau einen Sachverständigen konsultieren (Kontakt: siehe Vorschriften DEKRA TIPP)
- Nur mit „Prüfzeugnis“ empfehlenswert
- Zur Montage keine baulichen Veränderungen vornehmen
- Fahrverhalten darf sich nicht verschlechtern
- Eigenkonstruktionen sind nicht zulässig
Speziell ausgelegte Domlager sollten beim Einbau eines Sportfahrwerks gleich mit montiert werden. Sie sind auf die höhere Beanspruchung des strafferen Fahrwerks ausgelegt.
Die Streben zwischen den Fahrwerksdomen vorne oder hinten dienen der Erhöhung der Verwindungssteifigkeit der Karosserie. Eine steifere Karosserie sorgt indirekt auch für ein strafferes Fahrverhalten und fördert so den Eindruck des „sportlichen Fahrwerks“.
Achtung, unbedingt beachten!
- Vor Kauf und Einbau einen Sachverständigen konsultieren
- Kein „Prüfzeugnis“ erforderlich bei alleiniger Änderung
- Änderung der Federbeinlagerung unzulässig
- Eigenkonstruktionen sind nicht zulässig
Das Ansteuern der einzelnen Radaufhängungen durch Druckluftzylinder ist nicht mehr als ein irrer Gag für so manche Tunerveranstaltung.
Achtung, unbedingt beachten!
Im öffentlichen Straßenverkehr verboten!
Kontakt