Alles ist ein Kreislauf

24. Feb. 2023
Die mittelständische Firma Allaire produziert mit rund 50 Mitarbeitenden Produkte der „5ième gamme“ („fünftes Sortiment“): vakuumgegarte, pasteurisierte oder sterilisierte, gebrauchsfertige Agrarprodukte, die durch diese Behandlung haltbar gemacht werden.
Über 50 Prozent der in Frankreich so verkauften Roten Bete (Betteraves rouges) kommen von der Allaire-Gruppe, zu der auch die kleine Fabrik in Bray-Saint-Aignan bei Orléans gehört. Aber auch vakuumierte Kartoffeln, Karotten und Esskastanien produziert der französische Marktführer, unter anderem für die Handelsmarken großer Supermärkte und auch für den Export nach Deutschland.
Schon 1999 kam DEKRA ins Spiel, als sich das Unternehmen Gedanken zu seinem Wasserverbrauch machte. „Wir verbrauchen mit der heutigen Produktion ungefähr 500 Kubikmeter Wasser pro Tag, unter anderem, um das Gemüse zu waschen, zu schälen und zu garen“, informiert uns Séverine Pelle, QHSE-Managerin von Allaire. Weil Rote Bete stark färbt, ist das Wasser, das aus den großen Schäl- und Putzmaschinen in eine Rinne im Boden abfließt, rot wie Wein.

Wassermanagement optimieren

Christophe Grosset von DEKRA begleitete die Betriebsleitung bei der umfassenden Verbesserung ihres Wassermanagements, um einerseits Wasser an der Quelle durch Optimierung der Betriebsabläufe einzusparen und andererseits die Abwasserqualität durch Reinigung zu verbessern. „Systematisch sind die Produktionsmaschinen durch wassersparende Geräte ersetzt worden“, erinnert sich der DEKRA Experte. „Gleichzeitig sensibilisierten wir die Belegschaft, übermäßigen Wasserverbrauch zu vermeiden, wo es ging: Die optimale Einstellung von Ventilen und Wasserzuführungen, die Vermeidung unnötiger Abflüsse gehören dazu. Es ist ein langer Lernprozess.“
Ziemlich intelligent ist auch der zweite Ansatz, um Wasserverschwendung zu vermeiden. Denn Allaire besitzt eine eigene Kläranlage, die sich nur ein paar hundert Meter entfernt von der Fabrik befindet. 2005 wurde sie, unter fachlicher Begleitung durch Christophe Grosset, entscheidend erweitert. Ihre Kapazität entspricht seitdem der Abwasserentsorgungsanlage einer kleinen Stadt mit etwa 18.000 Einwohnern. Seit 2012 wird ein Teil des behandelten Wassers in großen oberirdischen Tanks gespeichert und über ein Bewässerungsnetz für die umliegenden Äcker verwendet – auf denen wiederum das Gemüse gedeiht, das bei Allaire verarbeitet wird.
„Durch diese Kreislaufwirtschaft benötigen die Landwirtschaftsbetriebe weniger Grundwasser für die Bewässerung. Bis zu 60 Prozent des gereinigten Wassers werden so wiederverwendet“, erklärt Christophe Grosset. Der Rest fließt in den nahen Fluss La Bonnée.

Wasser sparen durch Kreislaufwirtschaft

Und das Unternehmen Allaire ging – auf Anraten von DEKRA – noch weiter: 2013 investierte man in eine neue Filteranlage, die mit selbst angebauten Schilfpflanzen funktioniert. Sie ergänzt den biologischen Reinigungsprozess durch eine weitere Stufe.
Das neueste Projekt der Gemüse-Spezialisten besteht in drei großen Sediment-Becken, die direkt ans Fabrikgelände anschließen. „In dieser Vorstufe zur biologischen Klärung können sich die Schwebestoffe zunächst absetzen“, sagt Séverine Pelle. Das vorgeklärte und homogenisierte Wasser wird dann in die oben beschriebene Kläranlage zur weiteren Behandlung geleitet. DEKRA war wieder in allen Prozessschritten dabei – bis hin zum Gutachten, das eine staatliche Förderung von bis zu 50 Prozent der Baukosten ermöglichte.
Alle diese Maßnahmen haben dazu beigetragen, dass die Firma ordentlich Wasser einspart. Christophe Grosset zeigt dies anhand eines Schaubilds. Zwischen 2017 und heute hat sich der Wasserverbrauch von etwa 16 Liter pro Kilo produziertem Gemüse auf rund 10 Liter pro Kilo reduziert. Die Abwassermenge, die das Klärwerk erreicht, nimmt ebenfalls kontinuierlich ab. Waren es 2017 noch 93.300 Kubikmeter, hat sich das Volumen im Jahr 2021 auf 66.500 Kubikmeter verringert.
Die Kreislaufwirtschaft beschränkt sich nicht nur aufs Wasser, denn auch alle Abfälle werden wiederverwertet. So werden beispielsweise die Schalen der Kartoffeln und Roten Bete wieder ans Vieh der Landwirte verfüttert. Und die Firma sorgt auch dafür, dass die Sedimente, die aus Pflanzenfasern und Erdresten bestehen, als natürlicher Dünger auf die Felder zurückgebracht werden.

Bis zu 60 Prozent des gereinigten Wassers werden wiederverwendet.

Christophe Grosset, DEKRA Fachexperte in Frankreich