Boote und Yachten: Tipps beim Mieten und Chartern
Author: Thorsten Rienth
Immer mehr Wasserbegeisterte mieten Boote oder chartern Yachten. Mit dem wachsenden Angebot steigen auch die Anforderungen an Sicherheit und Versicherungsschutz.
Auf dem Wasser sieht die Welt ganz anders aus. Statt Großstadtlärm gibt’s Wind um die Ohren. Der Himmel geht bis zum Horizont und wenn das Wetter mitspielt, ist das Blau endlos. Für Sportboote mit einer Motorleistung bis zu 15 PS (11,03 kW) oder einer Länge bis 15 Meter braucht es in Deutschland und vielen europäischen Gewässern nicht einmal einen Bootsführerschein. Deshalb ist mittlerweile rund um das Mieten von Booten oder Chartern von Yachten ein regelrechter Massenmarkt entstanden. Für ungetrübte Urlaubsfreuden und positive Urlaubserinnerungen sollten Hobbyskipper einige Punkte beachten.
Woran man seriöse Anbieter erkennt
„Wie so oft mischt sich beim Bootsverleih im Internet zwischen die seriösen Anbieter das eine oder andere ‚schwarze Schaf‘“, sagt Jo Becker, Sachverständiger für Bootsbau bei DEKRAmaritim. Die gute Nachricht: „Wer ein paar Regeln beachtet, kann sein Risiko deutlich minimieren.“ Zum Beispiel, Opfer von Betrug zu werden. „Mieten Sie nur über seriöse, etablierte Firmen oder bekannte Online-Plattformen“, rät Becker. „Man erkennt sie zum Beispiel an zur Verfügung gestellten Adress- und Kontaktdaten, am besten auch einer Telefonnummer, an die man sich bei Rückfragen wenden kann.“ Online-Bewertungen dienen ebenfalls als gutes Recherchetool. Auch bei der Reaktion auf Nachfragen zu relevanten Unterlagen wie Bootsregistrierung, Versicherungs- oder Wartungsnachweis oder der Bootszulassung trennt sich oft die Spreu vom Weizen: „Ein seriöser Anbieter wird hier transparent Einsicht erlauben.“
Eine nicht unbekannte Betrugs-Masche: Der Kunde bezahlt den kompletten Preis im Voraus, dabei gibt es das Boot gar nicht. „Seriöse Anbieter verlangen normalerweise eine Anzahlung und den Rest vor Ort oder bei Übergabe“, weiß Becker. „Wer Zweifel ausräumen will, schaut auf der Vermieter-Homepage nach einem Foto des Boots mit der passenden Rumpfnummer.“ Bei der Übergabe gilt, was zum Beispiel auch bei der Mietwagenübergabe gilt: Schäden dokumentieren, Protokoll anfertigen. „Das schützt vor unberechtigten Kautionsabzügen.“
Das Wichtigste: eine gebrauchsfähige Rettungsweste
Schutz ist auch ein wichtiges Stichwort an Bord, das Wichtigste: die Rettungsweste. Ein prüfender Blick auf ihren gebrauchsfähigen Zustand versteht sich von selbst. Die relevante Norm ist in DIN EN 395 formuliert. „Wer auf Nummer Sicher gehen will oder regelmäßig auf dem Wasser unterwegs ist, nimmt am besten seine eigene Rettungsweste mit.“
In Deutschland besteht für Charterboote eine Ausrüstungspflicht mit Rettungswesten für jede Person an Bord. „Obwohl keine generelle Tragepflicht besteht, soll man die Westen selbstverständlich tragen“, stellt Becker klar. In anderen Ländern gehöre das Tragen auch oft zu den Vorschriften. „Manche Versicherungen legen es zudem negativ aus, wenn bei einem Havariefall keine Rettungsweste getragen wurde.“
Entspannter Törn mit Versicherungsschutz
Apropos Versicherungen: In aller Regel sind Charterboote haftpflicht- und kaskoversichert. Meist wird die Selbstbeteiligung als Kaution hinterlegt. Wer sich gegen den Verlust der Kaution absichern will, schließt eine Kautionsversicherung ab. Empfehlenswert ist Becker zufolge auch eine Skipper-Haftpflichtversicherung. „Sie deckt Schäden ab, die jemand als Mieter oder Skipper versursacht, zum Beispiel bei einem verschuldeten Zusammenstoß mit einem anderen Boot oder der Hafeninfrastruktur.“
Wer für mögliche spätere Konflikte gerüstet sein will, informiert sich über spezielle Skipper- oder Yacht-Rechtschutzversicherungen. Becker: „Sie schützen vor hohen Kosten bei Streitigkeiten, etwa nach Unfällen oder bei Problemen mit Behörden.“ Ein genauer Blick lohnt sich, da nicht immer Vertragsstreitigkeiten aus dem Chartervertrag abgedeckt sind. Stets wichtig bei Versicherungen: Prüfen, welche womöglich bereits im Mietpreis enthalten ist.
DEKRAmaritim: vielfältiger Sachverstand
Im Alltagsgeschäft bei DEKRAmaritim bringt Becker seine Kompetenzen weniger in der Reiseplanungsberatung, denn im Endkunden- und B2B-Geschäft ein. Fundiert, unabhängig und neutral ermittelt und begutachtet sein Team aus erfahrenen Sachverständigen Motorboote und Segelyachten. „Wir erstellen Havarie- und Schadengutachten oder sind im Havariemanagement zur Schadensminderung aktiv“, erläutert Becker. Darüber hinaus beraten die Sachverständigen bei Bootskauf oder Restaurierung und betreuen auf Wunsch Reparaturarbeiten oder einen Neubau.
Die Sachverständigen bei DEKRAmaritim stehen mit professionellen Gutachten für Boote und Yachten zur Seite, unterstützen mit umfassender Kaufberatung und begleiten zuverlässig bei Restaurierungen, Reparaturen und Werftabnahmen. Mehr zu den Services für Boote und Yachten unter
www.dekra.de/gutachten-boote-yachten/
„Der Geruch von alten Bootsschuppen ist Parfüm für meine Nase“
Herr Becker, auch mit 69 Jahren stehen Sie bei DEKRA voll im Berufsleben – woher kommt die Leidenschaft?
Als ich 12 oder 13 Jahre alt war, haben ein Schulfreund und ich in einen Bootsschuppen an der Alster ein altes Dingi segelklar gemacht. Dabei handelt es sich um ein kleines segelbares Holzboot. Die Substanz war noch gut in Schuss, aber der Lack war ab. Es gab viel zu schleifen und zu malen. Die Testfahrt haben wir auf der Alster gemacht. Von dort ging es raus auf die Elbe. Die Tage in dem Bootsschuppen und die Törns mit dem kleinen Boot haben mich angefixt. Der Geruch von alten Bootsschuppen ist auch heute noch Parfüm für meine Nase.
Als Hamburger haben Sie bestimmt auch privat ein Boot, oder?
Glücklicherweise ja, und zwar ein 98 Jahre altes, klassisches Holzboot, das im Jahr 1927 in der Schlichting-Werft in Travemünde gebaut wurde. Je älter das Boot, desto mehr Zuwendung ist nötig. Normalerweise verbringen meine Frau und ich jeden Sommer viel Zeit auf dem Wasser. Über den Winter kümmere ich mich um die Bootspflege. Vergangenes Jahr haben wir eine Saison „ausgesetzt“ und auch den Sommer über am Boot gearbeitet. Das ganze Unterwasserschiff, also alles, was unter der Wasserlinie liegt, bedurfte der Revision.
Bei modernen Booten oder Yachten ist bestimmt viel Elektronik an Bord?
So ist es. Früher haben sich Skipper für Positionsbestimmung und den Kurs mit Seekarten, Kompass, der Logge und viel Erfahrung geholfen. Heute übernimmt die Aufgabe ein GPS-System. Mit der modernen Schiffselektronik ist für uns ein gesamtes neues Arbeitsfeld hinzugekommen. Denn die Elektronik ist im salzigen Seeklima sehr anfällig sowie teuer in der Instandsetzung. Erst vor ein paar Wochen waren wir zur Schadensbestimmung an Bord einer Yacht, die bei der Überführungsfahrt von einem Gewitter überrascht wurde. In der Nähe schlug ein Blitz ein, danach war die gesamte Elektronik tot. Da stellt uns die Versicherung zwei für die weitere Schadensbearbeitung wichtige Fragen: Ist der Ausfall des Systems wirklich gewitterbedingt, oder gab es Vorschäden und womöglich Wartungsstaus oder Installationsfehler?