„Nachhaltigkeit ist Unternehmensführung und kein Modewort“

23. Jan. 2020 Konzern / Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist mehr als ein Instrument für die Imagepflege eines Unternehmens. Sie bringt auch handfeste ökonomische Vorteile. Im Interview erläutert Wolfgang Linsenmaier, Mitglied des Vorstands der DEKRA SE, die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit.

DEKRA solutions: Nachhaltigkeit wird zunehmend ein Thema für die Unternehmensführung – warum?
Wolfgang Linsenmaier: Nachhaltigkeit ist ohne Frage notwendig, um die globalen Herausforderungen wie den Klimawandel gemeinsam anzugehen. Nachhaltigkeit bietet Unternehmen aber auch Chancen zur Verbesserung der Ressourcen- und Prozesseffizienz sowie zur Erweiterung des Geschäftsmodells. Zudem ist Nachhaltigkeit längst ein Wettbewerbsfaktor, der von Privat- wie Unternehmenskunden eingefordert wird. Durch diese strategische Relevanz ist Nachhaltigkeit kein Modewort, sondern wichtiger Teil der Unternehmensführung.
Nur weil der Kunde es wünscht?
Keineswegs. Sicherlich gibt es einen spürbaren äußeren Druck, der eine sehr wichtige Rolle spielt. Aber genauso reift auch die Erkenntnis, dass es durchaus sinnvoll ist, Nachhaltigkeit ganzheitlich in die Unternehmensstrategie zu integrieren. Nachhaltigkeitsmaßnahmen tragen auch zur Steigerung der Kosteneffizienz bei. Das beste Beispiel sind Energieeffizienzmaßnahmen, wodurch finanzielle und natürliche Ressourcen gleichermaßen eingespart werden können.
Nachhaltigkeit ist ja nicht nur ein Umweltthema, auch soziale Aspekte spielen eine große Rolle. Wo sehen Sie Schwerpunkte?
Zur ganzheitlichen Integration von Nachhaltigkeit gehört selbstverständlich auch die Verantwortung für Mitarbeiter und Gesellschaft. Ein ganz großes Thema ist die Mitarbeitergewinnung angesichts des Fachkräftemangels. Sie bekommen heute kaum mehr junge Nachwuchskräfte, wenn Sie nicht für Work-­Life-Balance, Diversity, Weiterentwicklung und verantwortungsvolles Wirtschaften stehen und sorgen. Wer sich heute nicht um seine Mitarbeiter kümmert, begeht einen strategischen Fehler. Darüber hinaus nimmt auch die Einhaltung sozialer Standards in der gesamten Wertschöpfungskette, beispielsweise bei Lieferanten, einen Schwerpunkt ein. Insgesamt geht es darum, als sozialer Akteur, als Arbeitgeber und als Unternehmen einen positiven gesellschaftlichen Einfluss zu haben.
Verpflichtungen zum Nachhaltigkeitsmanagement und der Berichterstattung tragen dazu bei, dass Unternehmen ihr nachhaltiges Handeln auch transparent darstellen müssen. Ist der Aufwand nicht enorm hoch, den Unternehmen betreiben müssen?
Ja, durchaus, dieser Prozess ist aufwendig. Unternehmen lassen sich in der Regel beim Aufbau des Nachhaltigkeitsmanagements und der CSR-Berichterstattung unterstützen, beispielsweise von DEKRA. DEKRA steht für Nachhaltigkeit: Unsere Experten beraten bezüglich notwendiger Schwerpunkte oder überprüfen CSR-Berichte gemäß den geforderten Kriterien. Alle Bereiche werden auf ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit überprüft. Dabei können Schwachstellen aufgedeckt und Optimierungspotenziale freigesetzt werden. Darauf aufbauend definieren Unternehmen für ihr Geschäftsmodell wesentliche Ziele, zum Beispiel CO2-Neutralität, höhere Mitarbeiterzufriedenheit, eine überprüft nachhaltige Lieferkette oder die Steigerung des Umsatzanteils mit nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen. Und sie überwachen die entsprechenden Fortschritte, damit der erreichte Mehrwert den Aufwand überkompensiert.
Wie wirkt sich der Trend zur Nachhaltigkeit auf die Geschäftstätigkeit bei DEKRA aus?
Nachhaltigkeit gehört zu unserem Geschäftsmodell. Wir verzeichnen im Bereich Nachhaltigkeit eine stark wachsende Nachfrage, und zwar von nationalen wie internationalen Kunden. Wir haben mehrere Bausteine wie strategische Nachhaltigkeitsberatung, Produktnachhaltigkeit, Klimamanagement und CO2-Reduktion, Lieferkettenmanagement oder Nachhaltigkeitsaudits im Dienstleistungsportfolio. Hier zeigt sich der große Vorteil von DEKRA, dass wir über ein weltweites Expertennetz verfügen. Die eng mit Nachhaltigkeit verbundenen Themen Umwelt, Qualität und technische Sicherheit sowie die erforderliche Neutralität gehörten schon immer zur DNA und zum Know-how von DEKRA.