Fünf Tage, vier verschiedene Prüfungen
Die Arbeitswoche eines Sachverständigen Elektrotechnik
Hallo, mein Name ist Maximilian und ich arbeite bei der DEKRA Automobil GmbH in der Niederlassung Regensburg. Ich bin als Elektrosachverständiger im Bereich Industrie tätig und möchte euch heute zeigen, wie vielseitig meine Arbeit ist.
Als Sachverständiger für Elektrotechnik gibt es bei DEKRA viele Schwerpunkte, in denen man sich, ganz nach seinen Wünschen und Fähigkeiten, spezialisieren kann. Neben den Prüfungen nach DGUV V3, die wohl jede Elektrikerin oder jeder Elektriker kennt, gibt es auch Einsatzmöglichkeiten in Bereichen wie Explosionsschutz, Aufzugsprüfung oder Brandmeldeanlagen, um nur einige zu nennen. Wie breit das Feld dabei sein kann, zeigt sich vielleicht an einem kleinen Beispiel:
Montag: VdS-Prüfung in einem Chemiekonzern
Montag bin ich als Sachverständiger in einem Chemiekonzern zur Prüfung unterwegs. Geplant ist eine Prüfung nach den Richtlinien der Schadensachversicherer, also der Brandschutzversicherung. Diese Prüfung soll dabei helfen, Brände, die von der Elektroanlage ausgehen, zu minimieren. Hier spielt vor allem die thermografische Kontrolle, also die Überprüfung des Schaltschrankes mithilfe einer Wärmebildkamera, eine wichtige Rolle. Das Ziel dabei ist es, unzulässig hohe Temperaturen in der Elektroanlage bereits in der Entstehung erkennen zu können. Doch die VdS-Elektroprüfung geht weit über das Feld der Elektrotechnik hinaus und umfasst neben den typischen elektrotechnischen Messungen wie Isolations- oder Schleifenmessung auch eine Überprüfung der Feuerlöscher oder des Brandschutzes.
Dienstag: Prüfung von Ex-Anlagen
Am Vortag ist mir in dem Chemiekonzern ein Ex-Bereich aufgefallen, dessen Prüfung überfällig ist. Ein Ex-Bereich ist ein umgrenztes Gebiet, in dem es aufgrund der dort verwendeten Materialien möglich ist, dass eine explosionsfähige Atmosphäre entsteht. Eine Entzündung soll durch verschiedene Maßnahmen verhindert werden, die regelmäßig auf ihre Wirksamkeit überprüft werden müssen. Ich habe daher dem Kunden angeboten, diese Prüfung am nächsten Tag durchzuführen. Als befähigte Person zum Prüfen explosionsgefährdeter Bereiche benötigt man neben dem elektrotechnischen Wissen auch Grundkenntnisse der physikalischen und chemischen Eigenschaften der Elemente sowie der Mechanik. Dabei spielt das Explosionsschutzdokument eine wichtige Rolle. Hier werden alle Maßnahmen erfasst, die für einen sicheren Betrieb des Bereichs zu treffen sind.
Mittwoch: Prüfung der Blitzschutz- und Erdungsanlage
Auch Blitzeinschläge oder Überspannungen in elektrischen Anlagen können eine Gefahr für Ex-Bereiche darstellen. Deshalb prüfen wir am dritten Tag die Blitzschutz- und Erdungsanlage des Gebäudes. Der Chemiekonzern hat über 80 Meter hohe Schornsteine, die immer wieder von Blitzeinschlägen betroffen sind. Hier wurde sogar eine Einrichtung installiert, die zählt, wie viele Blitze seit der Errichtung der Anlage in den Turm eingeschlagen sind. Für dieses Jahr zeigt die Anzeige bereits drei direkte Blitzeinschläge an. Für eine solche Prüfung ist unter anderem wichtig, dass man schwindelfrei ist und auch ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen hat, da die Schutzanlage nicht nur überirdisch, sondern auch unterirdisch verläuft und sich teilweise weit ausdehnt.
Donnerstag: keine Angst vor Höhen
Apropos schwindelfrei. Heute steht eine nicht alltägliche Prüfung an, denn ich bin mit einem Kollegen, der Prüfsachverständiger für Löschanlagen ist, zu Gast in einem Windpark. Gemeinsam überprüfen wir die Brandmelde- und Löschanlagen in insgesamt fünf Windrädern. Nach einer kurzen Einweisung durch die begleitende Fachfirma fahren wir etwa 100 m mit dem Aufzug nach oben in den Turbinenraum. Unter beengten Platzverhältnissen lösen wir die Anlagen aus und schauen, ob im Brandfall alles wie vorgegeben funktionieren würde. Kurz vor Schluss bekommen wir sogar die Möglichkeit, einen Blick aus der oberen Dachluke zu werfen. Dank des herrlichen Wetters hat man heute eine Sicht von bis zu 100 km.
Freitag: Homeoffice
Freitags bin ich in der Regel im Homeoffice. Irgendwann muss das Ergebnis der Prüfungen auch schriftlich festgehalten werden. So hat es sich bei den meisten Kolleginnen und Kollegen eingebürgert, dass Freitag der Tag für die Prüfberichte und den nicht ganz so dringenden E-Mail- oder Telefonverkehr ist.