Hauptsache Sonne
Jacky (43) ist seit 2019 bei DEKRA. Doch seine Erfahrung im Photovoltaik-Bereich reicht zurück bis in Jahr 2005, als sich der junge Ingenieur erstmals mit der Materie beschäftigte. Zu DEKRA kam er, um das Unternehmen in China fit zu machen für den Einstieg in die Prüfung von Technologien zur Erzeugung von erneuerbarer Energie.
In dem im September 2022 eröffneten Labor in Baoshan, Shanghai, blickt der Ingenieur nun mit Stolz zurück auf das, was er mit seinem Team geschafft hat: "Mein Job war es, die Dienstleistungen für DEKRA an den Markt zu bringen. Wir starteten von null und in den vergangenen vier Jahren sind wir tatsächlich in großen Schritten vorangekommen." Das Team besteht aktuell aus rund 20 Kolleginnen und Kollegen, davon sechs Verkäufer, vier Projektingenieure, diverse Techniker und fünf Experten für das Prüfen von Solarmodulen und -komponenten, was auf einer Fläche von 2.600 Quadratmetern geschieht.
Die Tests selbst sind durch strenge Standards vorgegeben. "Die größte Herausforderung, um überhaupt am Markt tätig zu werden, waren die Akkreditierungen. CNAS zum Beispiel ist die Akkreditierung für Testlabore, um überhaupt in China tätig zu werden. Diese erhielten wir bereits 2020. Danach wurde es aber, bedingt durch die Covid-Pandemie, immer schwerer, den vollen Betrieb aufrechtzuerhalten", erinnert sich Jacky. Zusätzlich musste auch die CBTL-Zertifizierung erreicht werden. Diese ist notwendig, um Photovoltaikmodule, die zur Installation auf dem internationalen Markt vorgesehen sind, testen zu dürfen. Jacky: "Diese Akkreditierung konnten wir erst Ende 2022 bekommen, weil wir aufgrund des Lockdowns sechs bis sieben Monate lang weder Tests durchführen noch Besuche im Labor empfangen konnten. Doch die persönliche Anwesenheit der Auditoren ist zumindest einmal im Laufe der Zertifizierung notwendig."
Tests entlang der gesamten solaren Wertschöpfungskette
"Wir testen hauptsächlich die immer gebräuchlicheren so genannten Crystalline Silicon Modules mit Kantenlängen über 2,3 Metern. Sieben der zehn weltweit größten Hersteller, darunter Jinko Solar, LONGi Solar oder Risen Solar, sind bereits unsere Kunden. Wir beraten sie und wir prüfen zunehmend auch die Produkte nach allen erforderlichen Kriterien", gibt Jacky Auskunft.
Ein typischer Testzyklus besteht aus einem Hochtemperatur- und Feuchtigkeitstest, bei dem die Paneele einer Hitze von 85 Grad Celsius und 85 Prozent Luftfeuchtigkeit über eine Dauer von 1.000 Stunden widerstehen müssen. "Geprüft wird dies in einer eigens dafür hergestellten, rund 2,6 Meter hohen Klimakammer", erklärt Jacky.Danach geht es um die Belastbarkeit durch Temperaturschwankungen. Zwischen –40 und 85 Grad Celsius verläuft der thermische Zyklentest – ohne Luftfeuchtigkeit über insgesamt 1.200 Stunden. Bei einem anderen, aber ähnlichen Test wird das zu testende Objekt zusätzlich noch Luftfeuchtigkeit ausgesetzt. Auch hier sind Temperaturen zwischen –40 und 85 Grad Celsius zu meistern, allerdings mit Frost im Niedertemperaturbereich. 240 Stunden Dauer sind hier vorgesehen. "Und das alles, damit die Hersteller nachweisen können, dass ihre Module 25 Jahre funktionieren", so Jacky. UV-Alterungstests, statische und dynamische mechanische Belastungstests komplettieren die Möglichkeiten im DEKRA Labor. Dazu stehen die neuesten Gerätschaften zur Verfügung, beispielsweise eine gepulster Sonnensimulator der Klasse A+ A+ A+, Klimakammern und ein UV-Prüfraum.
China als Markführer
"Sowohl bei den Installationen als auch bei der Produktion von Solarmodulen und -zellen ist China unangefochtener Marktführer", weiß Jacky. Danach komme die USA, gefolgt von Europa und Indien. Er rechne aber damit, dass Europa und Indien aufholen werden. "Es wurde höchste Zeit, dass DEKRA direkt in China Fuß fasst. Im Vergleich zu anderen Prüfunternehmen fehlen uns allerdings Jahrzehnte Erfahrung und Beziehungen." "Der Boom der Photovoltaik wird noch lange anhalten und die Preise für die Komponenten werden noch weiter fallen", lautet seine Prognose zum Markt. Allerdings habe jede Entwicklung zwei Seiten. Mittlerweile sehe man in China auch die Probleme, die die Photovoltaik mit sich bringe, wie etwa die Kapazitätsschwankungen zwischen voller Sonneneinstrahlung und regnerischen Tagen. "Die Regierung versucht gegenzusteuern, mittlerweile gibt es eine Pflicht zum Einbau von Pufferspeichern in jede neue Anlage."
Der Boom der Photovoltaik wird noch lange anhalten
Jacky Bai, Laborleiter
Die Zukunft von erneuerbaren Energien
Weil "Karbon-Neutralität eine der wichtigsten Aufgaben, die uns die Geschichte aufgetragen hat" sei, könne DEKRA davon profitieren, sagt Jacky. Beispielsweise mit zusätzlichen Dienstleistungen im Bereich Wasserstoff. LONGi Solar habe bereits erfolgreich die Kombination von Solarenergie und grünem Wasserstoff getestet. "Das ist auch der Grund, weshalb mein Team und ich uns bereits intensiv mit grünem Wasserstoff beschäftigen und wir uns selbst in Zukunft nicht mehr nur 'Solar Team’ nennen, sondern 'Renewable Energy Team’", sagt er. Ambitioniert geht dieses Team ans Werk, um sich weiter Marktanteil zu ergattern und DEKRA zu einem Namen im Bereich des Prüfens und Zertifizierens zu machen. Jacky: „Wir haben im Chinesischen dazu ein Sprichwort: ‚Wir kommen von hinten, aber wir holen umso schneller auf!’“