Auf der Lauer, in dem Tower

11. Aug. 2023

Schon mal in einem Aufzug stecken geblieben? Ein Albtraum, vor allem für Menschen mit Klaustrophobie. Damit das nicht passiert, werden die Aufzüge von DEKRA nicht nur regelmäßig geprüft; schon bei der Planung der Liftanlagen geht es um Detailarbeit. Für die sind unsere Kolleginnen und Kollegen der DEKRA Tochtergesellschaft UPDOWN zuständig. Besonders knifflig wird das im höchsten Turm von Stuttgart.

Der Porsche Design Tower am Stuttgarter Pragsattel ist aktuell noch Baustelle, Ende 2023 soll er fertig gestellt sein. Die Aufgabe von Bernd Pätzold, Geschäftsführer des DEKRA Tochterunternehmens UPDOWN und seinem Team ist die Planung von Aufzuganlagen. Wie hier, im aktuell höchsten Gebäude der baden-württembergischen Landeshauptstadt. UPDOWN plant die Anlagen, dimensioniert sie und berechnet, welche Voraussetzungen sie mitbringen müssen. Daraus entsteht ein Lastenheft, mit dem der finnische Aufzughersteller KONE beauftragt wird.
„Unsere Aufgabe ist unter anderem, die verschiedenen Gewerke, die an solchen Projekten beteiligt sind, zusammenzuhalten und zu koordinieren“, sagt Pätzold. Etwa Elektriker, Aufzughersteller, Bauherren. Für den 100-Meter-Turm hat UPDOWN insgesamt sechs Aufzüge geplant – und das unter erschwerten Bedingungen. Denn: In so einem Turm ist eben wenig Platz, es steht nur wenig Fläche zur Verfügung, um die Aufzüge zu dimensionieren. Hinzu kommt, dass noch eine Menge anderer Parteien ihre Technik in diesen engen Platzverhältnissen unterbringen will. „Aus diesem Grund wurden der Triebwerksraum und die Technik nach oben verlagert“, erklärt Pätzold. Im 24. Stock sind Heizung, Klimatechnik, Elektrik und eben auch der Triebwerksraum der Aufzüge untergebracht. Von hier aus werden zwei Personenaufzüge gesteuert. Dicke Seile halten sie in Reihe, ein Motor eines solchen Aufzugs wiegt 850 Kilogramm, die beiden Personenaufzüge, die daran hängen, bringen jeweils 1.350 Kilogramm auf die Waage.
Die insgesamt sechs Aufzüge im Gebäude werden aktuell noch als Bauaufzüge genutzt und sind mit dicken Pressspanplatten ausgestattet, um die Innenwände nicht zu beschädigen. Außer den genannten zwei Personenaufzügen gibt es noch zwei weitere im unteren Bereich, zudem einen Tiefgaragenaufzug und einen Feuerwehraufzug.

Unsere Aufgabe ist, die verschiedenen Gewerke, die an solchen Projekten beteiligt sind, zusammenzuhalten und zu koordinieren.

Bernd Pätzold

Zimmer mit Aussicht

Unten im Turm sollen Büros des Stuttgarter Automobilkonzerns untergebracht werden. Weiter oben, von Ebene 9 an, sollen 168 Zimmer eines Hotels Platz finden. Netter Ausblick auf den Stuttgarter Kessel und die Weinberge inklusive. Bauherrin des Projekts ist die Bülow AG, für die UPDOWN auch schon in dem neben liegenden Turm, der Stuttgarter „Skyline“, die Liftanlagen geplant hat.
„Wir als Fördertechniker stellen uns erstmal zwei Fragen“, so Pätzold. „Zum einen: Wie viele Personen sollen transportiert werden? Und zum anderen: Was wird sonst
noch transportiert?“ Wie viele Aufzüge dafür in einem Gebäude benötigt werden, berechnen die UPDOWN-Ingenieure mit einem Programm, das die zu erwartenden Personenströme simuliert, und gleichen dies dann mit den aktuell geltenden Normen ab. Die Hotelaufzüge im Porsche Design Tower Stuttgart sind für maximal 18 Personen ausgerichtet, im Feuerwehraufzug können maximal 16 Personen mitfahren, in den unteren Aufzügen für Büros und Tiefgarage zehn Personen.

Für den Notfall gewappnet

Die zwei Aufzüge im Hotelbereich des Porsche Design Towers haben eine Besonderheit: Sie fungieren als so genannter Evakuierungsaufzug für den jeweils anderen. „Fällt einer der beiden Aufzüge aus, ist die Steuerung des anderen davon nicht betroffen. Der noch laufende Aufzug fährt an den stehengebliebenen ran, über eine Rampe werden die beiden Aufzüge dann miteinanderverbunden“, beschreibt Pätzold die Rettungsaktion. „So können dann technisches Fachpersonal und, falls nötig, Rettungskräfte in den stehengebliebenen Aufzug gelangen.“ Die Rampe ist gerade mal 80 Zentimeter breit, auch hier muss man also Ruhe bewahren. „Diese Technik ist bei Aufzügen eher selten und im Fall der Fälle ein echter Zugewinn.“

Von regional zu national

Mit besonderen Projekten kennen sich die Ingenieure von UPDOWN aus. Vergangenes Jahr feierte die DEKRA Tochter 25-jähriges Jubiläum. UPDOWN begann 1997 als kleines Planungsbüro mit vier Mitarbeitern. Mitte der 2000er Jahre stieg DEKRA in das Geschäft der Aufzugsprüfung ein und übernahm 2008 UPDOWN. „Da waren wir immer noch eine kleine, eingeschworene Gemeinschaft aus sechs Personen“, erinnert sich Marco Genning, einer der vier Mitgründer. Heute ist UPDOWN an zehn Standorten in ganz Deutschland vertreten und deckt somit das Planungsgeschäft in allen wichtigen Regionen ab.
Zu den Aufgaben der Aufzugspezialisten gehören außer der Planung von neuen Liftanlagen auch deren Modernisierung, das generelle Liftmanagement und die Gutachtenerstellung. „Trotz der regionalen Entfernung unserer Büros haben wir einen großen Zusammenhalt untereinander – das ist insbesondere in den vergangenen drei Jahren klar geworden, in denen persönliche Begegnungen nur noch sehr eingeschränkt möglich waren“, sagt Pätzold. „Ich bin sehr stolz auf die Entwicklung von UPDOWN – wir haben uns von einem regionalen zu einem bundesweit etablierten Planungsbüro gemausert, das aus der Welt der Fördertechnik heute nicht mehr wegzudenken ist.“ Und eines, das auch vor einer 100 Meter hohen Herausforderung nicht zurückschreckt.