Rauchende Reifen der anderen Art – Brandschutz bei Oldtimern

Man hegt sie und pflegt sie, poliert bis der Lack förmlich strahlt und bei einer sommerlichen Spritztour lenken die Schönheiten nicht selten allerlei Blicke auf sich – nicht wenige Oldtimer-Liebhaber würden ihren Klassiker trotz seines hohen Alters deswegen wohl als einen heißen Schlitten bezeichnen.

Doch dieses Alter birgt auch Gefahren, die den geliebten Wagen ganz schnell in einen heißen Schlitten der ungewollten Art verwandeln können – der Brandschutz ist daher nicht nur zur Sicherheit des Fahrers äußerst wichtig, sondern auch für den Schutz der bejahrten Oldtimer. Schließlich kann ein solcher Wagen nicht so einfach ersetzt werden, hängen doch oftmals auch jahrelange Pflege und Restaurierung an den Fahrzeugen; und abgesehen von den finanziellen Verlusten haben Oldtimer zudem einen hohen emotionalen Wert für ihre Besitzer. Ein Fahrzeugbrand und die daraus resultierenden Schäden wären daher verheerend.
Doch wie kann es in einem so ausgeklügelten technischen Meisterwerk wie dem Auto überhaupt zu Bränden kommen?
Achtung Brandgefahr!
Autobrände werden meistens durch technische Defekte ausgelöst, auch austretendes Benzin und beschädigte Kabel sind nicht selten schuld an brenzlichen Situationen. Durchgescheuerte Kabel und elektrische Leitungen können Kurzschlüsse und Schwelbrände im Wagen auslösen. Neben dem allbekannten Marderschaden, der jedes Auto – ob jung oder alt – erwischen kann, sind Oldtimer zudem nicht selten Opfer ihrer eigenen Technik.
Oldtimer verfügen im Vergleich zu modernen Wagen keinen Flammenschutz. Läuft der Motor und die Verbrennungstechnik heiß, kann viel schneller eine brenzliche Situation entstehen, als bei neuen PKWs, die für hohe Leistung, Geschwindigkeiten und Wärme im Getriebe ausgelegt sind.
Oftmals ist es auch die Bauweise bestimmter Fahrzeugmodelle, die eine Brandsituation auslösen kann, beispielsweise wenn die Batterie unter dem Rücksitz verbaut ist, wie beim VW Käfer. Befinden sich nun alte Originalfahrzeugsitze in den Wägen, die oftmals metallene Federkerne als Gestell besitzen, und die Batteriepole sind nicht durch eine gute Abdeckung gesichert, kann es bei Belastung der Sitze zu einem Kurzschluss kommen. Bei der Batterie im Kofferraum können sogar lose, umherfliegende Gegenstände das gleiche Resultat erzeugen.
Ein weiterer Makel bei älteren Fahrzeugen der ersten Generationen (Euro 1 und Euro 2) ist die unter dem Wagen verlaufende Abgasanlage. Ist diese nach einer Ausfahrt heiß gelaufen und der Wagen parkt auf trockenem Gras, kann auch hier eine Brandgefahr entstehen.
Autoteile, Bauelemente und technische Komponenten altern mit dem Fahrzeug, egal ob der Wagen ruht oder in ständiger Bewegung ist. Neben Abnutzung bergen somit auch in die Jahre gekommene Materialien ein erhöhtes Brandrisiko.
Die Alterung der Bauteile zeigt sich vor allem in zu locker sitzenden, undichten und porösen Kraftstoffleitungen, Schläuchen und Dichtungen. Tritt an bestimmten Stellen auch nur eine geringe Menge an Flüssigkeit aus, kann es im Vergaser oder in der Einspritzanlage zu einer Entzündung kommen. Auch austretendes Öl kann sich entflammen, wenn es beispielsweise mit heißen Auspuffteilen in Kontakt kommt.
Wie können Sie vorbeugen?
Um es gar nicht erst zu einem Brand kommen zu lassen, gilt es, mögliche Verursacher bzw. Risikobereiche am Wagen regelmäßig zu überprüfen und von Sachverständigen und fachkundigen Mechanikern begutachten zu lassen. Mit einem geschulten Blick unter die Motorhaube auf alle benzinführenden Komponenten sollte der Wagen regelmäßig auf mögliche Lecks oder Benzinverlust sowie poröse, lose oder kaputte Kabel und Komponenten kontrolliert werden.
Doch Benzin allein macht noch kein Feuer. Eine weitere Gefahr im Wageninneren ist möglicher Funkenflug an der Zündanlage. Alle Kabel sollten daher fest und scheuersicher angeklemmt sein, damit hier nichts durch offene Stellen entzündet werden kann.
Und auch wenn der Oldtimer am liebsten im Urzustand verbleiben soll, müssen einige Teile dennoch ausgetauscht werden. Das Alter macht vor nichts Halt – vor allem nicht vor Kunststoff- und Gummiteilen. Poröse Schläuche oder Dichtungen brechen nur allzu leicht und das kann verheerende Folgen haben. Neue Kabel und moderne Komponenten bieten zusätzlichen Schutz und halten den Oldtimer jung.
Gegen die Flammen: Löschschaum, Pulverlöscher & Co.
Was auch immer die Ursache für einen Fahrzeugbrand ist, in den meisten Fällen kann ein komplettes Ausbrennen des Wagens verhindert werden. Denn auch wenn in vielen Filmen das Auto binnen Sekunden explodiert, so dauert es in der Realität doch etwas länger, bis es zu so einer Situation kommt. Beispielsweise vergehen etwa fünf Minuten, bis Flammen vom Motor- auf den Innenraum übergreifen und dann weitere zehn Minuten, in denen sich das Feuer weiter ausbreitet – eine Explosion ist in dieser Zeit unwahrscheinlich. Es bleibt also noch genug Zeit, das Fahrzeug zu retten – wenigstens vor dem Schlimmsten.
Im Handel sind verschiedene Löschmittel erhältlich, die auch gut in den Kofferraum passen und somit immer mit dabei sein können. Auto-Feuerlöscher enthalten in der Regel bis zu zwei Kilo Löschmittel und sind häufig in 1,5-Liter-Flaschen gefüllt. Ein Feuerlöscher hält nicht ewig: Alle zwei Jahre sollten sie gewartet werden, sonst riskieren Fahrer ein böses Erwachen, sollte das Löschmittel im Ernstfall nicht seine Pflicht erfüllen.
Allerdings muss auch beim Kauf der Feuerlöscher vieles beachtet werden – schließlich will niemand dem langgepflegten Oldie mit den Löschmitteln mehr schaden als ein Fahrzeugbrand. Daher ist es auch wichtig, bei den verschiedenen Löschmittel-Typen nicht nur auf ihre Effizienz zu achten, sondern auch darauf, wie sie sich auf die Karosserie auswirken können.
Je nachdem, um was für eine Art von Brand es sich handelt, kann es da schnell äußerst gefährlich werden. Brennt zum Beispiel eine Magnesiumlegierung, wie sie bei Leichtmetallrädern, oder auch Motorgehäusen von VW-Käfern vorkommt, löst Wasser im schlimmsten Fall eine Knallgasexplosion aus – nicht nur für das Fahrzeug eine heikle Situation!
Deutlich sicherer löscht es sich mit Pulverlöscher: Diese ersticken die Flammen unter einer salzhaltigen Mischung und die Explosionsgefahr ist gebannt. Löscher dieser Art sind kostengünstig und halten auch tiefen Temperaturen und Frost aus, sollte der Wagen auch in der kalten Jahreszeit Minusgraden ausgesetzt sein.
Nachteil dieser Pulverlöscher ist jedoch auch ihre Konsistenz, denn das Mittel setzt sich schnell in Ecken und Ritzen fest und zersetzt dort das Metall.
Deutlich schonender ist der Einsatz von Löschschaum, der nach der Brandbekämpfung einfach mit Wasser abgewaschen werden kann. Somit richtet das Mittel keine bleibenden Schäden an der Karosserie an. Löschschaum ist allerdings nicht für Brände bei Fahrzeugen mit der bereits erwähnten Magnesiumlegierung geeignet, da das Wasser im Schaum auch hier Explosionen verursachen kann. Das Mittel ist nur bedingt frostsicher, während warmen Monate jedoch ein effizienter Helfer in der Not.
Auch sehr praktisch: Feuerlöschsprays. Diese enthalten ebenfalls eine Schaummittelmischung, passen ins Handschuhfach und sind einfach zu handhaben. Allerdings sind sie vor allem nur bei kleinen Entstehungsbränden einzusetzen, da sie aufgrund ihrer Größe nicht genug Löschmittel enthalten, um einen größeren Fahrzeugbrand zu stemmen.
Es brennt! Was nun?
Es ist ein Schreckensszenario für jeden Autofahrer: Während einer gemütlichen Spritztour raucht es plötzlich unter der Motorhaube. Weiterfahren ist keine Option. Es ist zwar oft nicht erkennbar, was genau vorgefallen ist, aber es gilt, sofort zu handeln, den Wagen auf den Seitenstreifen zu parken und den Motor abzuschalten. Da nicht abzusehen ist, was im Inneren des Wagens vor sich geht, sollten alle Mitfahrenden das Fahrzeug umgehend verlassen, das Warndreieck aufstellen und sich mit genügend Abstand vom Wagen entfernen.
Sicherheitshalber sollte der Feuerlöscher bereits vor dem Öffnen der Motorhaube griffbereit sein, da nicht ersichtlich ist, was genau den Rauch verursacht und ob es bereits im Inneren brennt.
Sauerstoff nährt Flammen nur, daher sollte die Motorhaube nicht zu weit angehoben und das Löschmittel nur durch einen schmalen Spalt in den Motorraum gesprüht werden. Sicherheitshalber sollte abgesehen vom Inneren auch unter dem Wagen gelöscht werden; so wird verhindert, dass sich eventuell ausgelaufene Flüssigkeiten oder defekte Mechanik an der Fahrzeugunterseite entflammen oder es zu Rückzündungen kommt. Sobald es keine neue Rauchbildung mehr gibt und die Brandgefahr gebannt ist, muss die Autobatterie abgeklemmt werden, sodass keine Kurzschlüsse und somit eine neue Brandursache entstehen kann.
Der Wagen ist in solch einer Situationen nicht mehr fahrfähig – dennoch bedeutet ein Brandschaden nicht immer einen Totalschaden des Autos.
Fahrzeugbrand = Totalschaden – nicht immer!
Je nachdem, wie weit sich der Brand im Wageninneren ausgebreitet hat, welche Mechanik oder welches Motorteil betroffen sind, ist der Oldtimer noch zu retten. Da stellt sich oftmals die Frage nach Ersatzteilen, denn nicht immer stehen für den jeweiligen Oldtimer unmittelbar Komponenten zu Verfügung.
Der Markt für Ersatzteile ist jedoch nicht klein. Fachkundige Mechaniker und Oldtimer-Restauratoren sowie Oldtimer-Messen können neben den im Internet zu findenden Onlineshops bei der Beschaffung von neuen Autoteilen weiterhelfen. Durch die große Beliebtheit, der sich Oldtimer immer mehr erfreuen, stehen auch oft von Seiten der Automobilhersteller Ersatzteile zur Verfügung. Der Wiederaufbau und die Reparatur eines Oldtimers sind also nicht unmöglich. Natürlich verläuft nicht jeder Fahrzeugbrand glimpflich – brennt der Wagen komplett aus, ist der Oldtimer kaum mehr zu retten. Ein wirtschaftlicher Totalschaden ist es nach einem Brand dann, wenn die Restaurierung und Reparatur am Wagen den Gesamtwert des Fahrzeugs übersteigen. Die Entscheidung, ob die Investition sich lohnt, muss jeder Oldtimer-Besitzer selbst fällen.

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