Akku: Die Pflege macht’s

Author: Matthias Gaul

15. Nov. 2023 Mobilität / Sicherheit im Verkehr

Wer sein E-Bike liebt, sollte nicht nur mit dem Rad an sich, sondern vor allem auch mit dem Akku sorgsam umgehen. Ein DEKRA Fahrradexperte sagt, worauf es besonders ankommt.

Der Trend zum Pedelec ist ungebrochen. Nach einer im Juni 2023 veröffentlichten Fahrradstudie der Unternehmensberatung Ernst & Young machten E-Bikes im Jahr 2022 europaweit 62 Prozent des gesamten Umsatzvolumens verkaufter Fahrräder aus. Bis 2028 soll dieser Anteil auf über 80 Prozent steigen. In Deutschland und den Niederlanden ist man schon heute auf diesem Niveau. Damit die Freude am jeweiligen Gefährt möglichst lange währt, spielt freilich die richtige Pflege des Akkus eine ganz wesentliche Rolle. „Denn dessen mangelhafte Handhabung schränkt nicht nur die Haltbarkeit und Reichweite ein, sondern stellt auch ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsrisiko dar“, gibt Tilo Eilers, Sachverständiger für Fahrräder, Pedelecs, S-Pedelecs und E-Bikes bei der DEKRA Automobil GmbH, zu bedenken.
Um derartige Gefahren zu vermeiden, sollte man daher nach dem Kauf zunächst einmal gründlich die Betriebsanleitung lesen, die viele nützliche Gebrauchshinweise enthält. „Wurde ein Akku zum Beispiel durch unsachgemäßes Laden oder einen Sturz beschädigt oder ist er zu heiß geworden, kann ein Kurzschluss mit Kettenreaktion die Folge sein“, warnt der DEKRA Experte. Soll heißen: Der Akku fängt möglicherweise Feuer oder explodiert sogar und fängt an zu brennen. Und weil ein Akku über eine Vielzahl von Zellen verfügt, können sich die Explosionen über mehrere Minuten hinziehen. Dazu kommt, dass Rauchgase von brennenden Lithium-Ionen-Akkus hochgiftig sind.
Möglichst nicht fallen lassen, richtig laden und transportieren
Stichwort Sturz: Gemäß Norm sind Pedelec-Akkus dafür ausgelegt, drei Stürze aus einem Meter Höhe auf eine harte Fläche zu überstehen, ohne Schaden zu nehmen. Bei größerer Fallhöhe oder mehr als drei Stürzen ist eine Beschädigung des Akkus sehr wahrscheinlich. Es empfiehlt sich, den Akku selbst nach dem ersten Sturz von einem Fachmann überprüfen zu lassen, auch wenn keine äußeren Beschädigungen zu sehen sind. Denn durch den Aufprall kann es passieren, dass sich im Innern der Zellen Kontakte lösen und der Akku sich beim Laden entzündet. In diesem Fall ist schnelles Handeln angesagt. „Stellen Sie das Rad unverzüglich entfernt von brennbaren Gegenständen ab, entfernen Sie sich und rufen Sie die Feuerwehr“, rät Tilo Eilers.
Was das Laden anbelangt, sollte man ausschließlich das zugehörige Original-Ladegerät nutzen. Geladen wird grundsätzlich nur im Trockenen und im Idealfall bei Raumtemperatur sowie entfernt von brennbaren Gegenständen. Dabei verlängern Teilladungen auf 50 bis 85 Prozent die Lebensdauer des Akkus. Direkt vor einer längeren Tour kann man den Akku selbstverständlich auch mal komplett laden. Die Gefahr der Überladung ist bei einem zertifizierten Markenprodukt so gut wie ausgeschlossen, Tiefentladungen sollte man vermeiden.
Nimmt man das Rad mit in den Urlaub und transportiert es außen am Auto, ist es ratsam, den Akku abzunehmen und ins Fahrzeug zu legen, um ihn vor Nässe und starken Vibrationen zu schützen. „Denn gelangt Wasser in die Akkupacks, kann dies zu einem Kurzschluss oder auf Dauer auch zu Korrosion führen und die Vibrationen wiederum können die Zellen sowie die Kontakte schädigen“, sagt der Fahrradexperte von DEKRA. Für den Sommer sei noch zu beachten, dass die Akkus nicht der prallen Sonne ausgesetzt werden, da Temperaturen über 60 Grad den Zellen ebenfalls schaden könnten. Das werde mittlerweile von vielen Herstellern so auch im Handbuch zum Fahrrad empfohlen.
Temperierten Pedelec-Akku erst vor dem Start einsetzen
Speziell im Winter müssen übrigens auch Pedelec-Fahrer umdenken. Denn wie beim Elektroauto wird die Leistungsfähigkeit des Fahrrad-Akkus optimal ausgenutzt, wenn man ihn wie schon erwähnt bei Raumtemperatur auflädt und erst kurz vor dem Start einsetzt. Parkt das Pedelec stundenlang in der Kälte, deponiert man die Batterie so lange besser im wärmeren Keller. Das Aufladen des Akkus sollte nicht in kaltem Zustand beginnen, sondern erst dann, wenn er sich auf Zimmertemperatur erwärmt hat. Bei eisiger Kälte leistet auch eine Thermoschutzhülle gute Dienste, da sie den Akku länger warmhält und so die Reichweite erhöhen kann. Bei längeren Fahrten an kalten Tagen kann es sinnvoll sein, ein Ladegerät dabeizuhaben.
Hält das Pedelec über die kalten Tage Winterschlaf, ist darauf zu achten, dass das Ladegerät nicht dauerhaft angeschlossen bleibt. Für die Lebensdauer des Akkus am günstigsten ist eine Aufbewahrung bei einer Temperatur von 10 bis 20 Grad Celsius mit einem Ladezustand von 30 bis 70 Prozent. Die Reinigung des Akkus erfolgt nach den jeweiligen Herstellervorgaben. Auch in diesem Fall lohnt sich wieder ein Blick ins Handbuch.