Firefighter mit Leib und Seele
Die Sorge um die Sicherheit seiner Mitmenschen zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Michael „Mike“ Snyder: Brandschutz und die Begleitung von Kunden bei Entscheidungen mit betrieblichen Risiken bilden die große Schnittmenge zwischen seinem privaten und beruflichen Leben.
Kaum etwas fasziniert kleine Kinder so sehr wie die Feuerwehr: Blaulicht, Sirenen, Feuerwehrmänner oder -frauen in roten Löschfahrzeugen, die sich tapfer dem wütenden Heer der Flammen entgegenstellen – all das lässt Kinderaugen leuchten. Mike Snyder, unser Kollege von DEKRA North America, hat das genauso empfunden. Und die Faszination hat ihn nicht mehr losgelassen. Inzwischen hat er eine beachtliche Sammlung historischer Geräte und Fahrzeuge und ist in einem regionalen Feuerwehrmuseum aktiv. Als Experte für Brandschutz und Prozesssicherheit berät er Kunden in verschiedenen Branchen in den USA und im Ausland.
Seit frühester Jugend ist Mike aktives Feuerwehrmitglied: „Ich war 16, als ich in meiner Heimatstadt Palmerton, Pennsylvania, der Freiwilligen Feuerwehr beigetreten bin. Das habe ich auch während meines Chemiestudiums an der Cornell University (New York) beibehalten. Und als ich Mitte der 1980er Jahre nach Michigan zog, um meine berufliche Karriere bei Dow Chemical zu beginnen, sah ich mich zunächst nach einer Feuerwache um, bei der ich mich freiwillig melden konnte – noch bevor ich mir eine Wohnung aussuchte.“ Dort stieg er in 31 Jahren engagierter Freiwilligenarbeit bis zum Rang eines Hauptbrandmeisters auf.
Bewusstsein für Risiken schärfen
Anschließend wechselte er zu Dow Corning, einem multinationalen Unternehmen der Siliziumchemie, war dort globaler Leiter der Abteilung Arbeits- und Prozesssicherheit und hatte viele interessante Projekte, die ihn auch ins Ausland führten, zum Beispiel nach China und Südamerika. „Ich habe diese Zeit sehr genossen, da ich die Möglichkeit hatte, vor Ort mit Betriebsleitern und Mitarbeitern zusammenzuarbeiten, um Verbesserungen der Prozesssicherheit und des Brandschutzes zu erreichen. Es war unglaublich bereichernd zu sehen, wie die Kollegen ihr Bewusstsein für die Risiken schärften und die empfohlenen Praktiken und Verfahren tatsächlich anwendeten, um sie zu verringern“, erinnert sich der 59-Jährige.
Im Fokus: Brandschutzsysteme
Mit diesem Hintergrundwissen kam er 2016 zu DEKRA, als er bei Dow Corning in den Ruhestand ging. Seine jetzige Tätigkeit als Vice President für Operational Risk Management beschreibt er so: „Ich helfe bei der Beurteilung von Unternehmen, die Probleme mit dem effektiven Management von Risiken und Belastungen in ihrem Betrieb haben.“ Häufig im Fokus: die richtige Auswahl, Konstruktion und Wartung von Brandschutzsystemen, denn Explosionen und Brände sind die größten Risiken für Produktionsunternehmen.
Ich helfe bei der Beurteilung von Unternehmen, die Probleme mit dem effektiven Management von Risiken und Belastungen in ihrem Betrieb haben
Mike Snyder, Vice President für Operational Risk Management DEKRA North America
Vor Ort bei seinen Kunden
Um als vertrauenswürdiger Berater für die Kunden zu fungieren, muss Mike auch häufig vor Ort bei seinen Kunden sein. Eine seiner ersten Aufgaben bei DEKRA bestand darin,
einem weltweit tätigen Lebensmittel- und Getränkekonzern dabei zu helfen, nach einer katastrophalen Explosion von brennbarem Staub die „blinden Flecken“ in der Prozesssicherheit in seinen weltweiten Betrieben zu identifizieren. „Dies war sehr lohnend, da wir auch hier dem Kunden helfen konnten, neue risikobasierte Verfahren einzuführen und die Gefahrenkontrollkompetenzen seiner Mitarbeiter weltweit zu stärken. Das Ergebnis waren Systeme, die branchenführende Praktiken boten und die Risiken des Unternehmens pragmatisch beherrschten“, so Mike.
Faktor Mensch
Nach dieser anfänglichen Arbeit hat sich Mikes Karriere bei DEKRA auf die Unterstützung von Kunden bei der Verhinderung katastrophaler Vorfälle ausgeweitet: „Die Herausforderung besteht darin, dass die meisten katastrophalen Ereignisse direkt auf ein mechanisches Problem zurückzuführen sind. Eine tiefere Analyse deckt aber auf, dass zumeist kulturelle, Führungs- und menschliche Leistungsfaktoren die Ursache für den Unfall sind. Durch den Einsatz der zahlreichen Instrumente zur Unterstützung von Kultur und menschlicher Leistung, die im Mittelpunkt des DEKRA Beratungs- und Schulungsportfolios stehen, können wir unseren Kunden helfen, ihre organisatorische Zuverlässigkeit zu verbessern und effektiver auf Frühwarnsignale zu reagieren. Hier muss ein umfassendes Risikomanagement wirklich ansetzen.“
Sammelleidenschaft
Doch zurück zu Mikes Leidenschaft für die Feuerwehr, die auch heute noch vorhanden ist. Seine Mission, sagt er, ist es, „die Geschichte der Feuerwehr lebendig zu halten.“ Deshalb sammelt er Feuerwehrmemorabilien, Pumpen, Feuerwehrfahrzeuge aus Holz und Metall. Zu seiner Sammlung gehören drei Fahrzeuge, darunter das berühmte Ford Model A von 1920 sowie Lastwagen aus den 1930er und 1950er Jahren.
Mit Gleichgesinnten ist er im Bay City Antique Toy and Firehouse Museum aktiv, dessen Schmuckstück der FDNY Mack Super Pumper ist, der zwischen 1965 und 1982 bei der New Yorker Feuerwehr im Einsatz war. „Der Super Pumper war der größte Pumpwagen der Welt und konnte bei einem Ausgangsdruck von 24 bar (350 psig) 8.800 Gallonen (33.300 Liter) Wasser pro Minute pumpen. Der Gründer unseres Museums fand ihn auf einem Schrottplatz, transportierte ihn nach Michigan und unsere Freiwilligen wollen ihn nun restaurieren“, erzählt er begeistert. Nur um eine Vorstellung von der Größe zu bekommen: Der Pumpenmotor ist ein Diesellokmotor aus England mit 18 Zylindern. Für einen Ölwechsel an diesem Motor werden 110 Gallonen (etwa 416 Liter) Öl benötigt.
Sicher hin und zurück
Zu den 60 Geräten des Feuerwehrmuseums gehören auch eine Rumsey-Handpumpe von 1854, ein REO Speedwagon von 1926 sowie ein Ford Model T von 1922. Kürzlich besuchte das Museumspersonal eine Feuerwehrausstellung und -parade im benachbarten Frankenmuth, Michigan. „Da das Model T über einen 3-Pedal-Antrieb verfügt und das Gaspedal an der Lenksäule angebracht ist, war außer mir niemand bereit, es zu fahren. Obwohl ich mehrere Tage lang mit diesem einzigartigen Antriebssystem geübt habe, war es eine Herausforderung. Ich musste mich ständig auf die Aufgabe konzentrieren, etwas zu fahren, das sich so sehr von unseren modernen Fahrzeugsystemen unterscheidet. Zum Glück hat sich die Übung ausgezahlt, und ich habe den Lkw sicher hin und zurück manövriert.“
Sicherheit und Verrücktheit
Ein Fundament aus Sicherheit und einer Prise Verrücktheit gehört einfach dazu, sagt Mike achselzuckend. „Die grundlegenden Prinzipien der Feuerwehrwissenschaft und die
praktische Anwendung der Grundsätze des Risikomanagements sowie die Bereitschaft, gastfreundlich zu sein und Erfahrungen zu teilen, sind bei den Feuerwehrleuten auf der ganzen Welt ähnlich. Ich fühle mich als Teil einer großen Gemeinschaft mit Brüdern und Schwestern überall.