Forsche, Jugend

Author: Achim Geiger

13. Sept. 2023 Innovation

„Jugend forscht“ schreibt sich seit fast 60 Jahren die Suche nach künftigen Top-Forschern auf die Fahne. Ob Albert Einstein wohl einen Preis im Wettbewerb hätte gewinnen können? Gut möglich, aber nicht sicher. Die Konkurrenz ist hochkarätig und steckt voller großartiger Ideen für die komplexen Probleme der Gegenwart.

Ein junger Forscher, der einen neuen Wetterballon erfindet und damit eine ganze Branche auf den Kopf stellt? Zwei andere kluge Köpfe, die auf Basis einer ausgeklügelten Magnetanordnung ein Hoverboard entwickeln, das von dem schwebenden Skateboard im Filmstreifen „Zurück in die Zukunft“ inspiriert ist, im echten Leben aber wirklich funktioniert? Diese Erfindungen gehören zu den Highlights im Fachbereich Technik des Jugendwettbewerbs „Jugend forscht“ – hoch dekoriert mit ersten Preisen im Bundeswettbewerb sowie im weltgrößten MINT-Schülerwettbewerb „Regeneron International Science and Engineering“ (Wetterballon, 2022) und im „European Union Contest for Young Scientists“ (Skateboard, 2019).
„Jugend forscht“ mit innovativen Projekten
Deutschlands bekanntester Nachwuchswettbewerb ist auch mehr als fünf Jahrzehnte nach seinem Start noch immer eine mit innovativen Projekten vollgepackte Schatzkiste. Manchmal lassen sich darin Vorhaben finden, die auf den ersten Blick etwas skurril wirken. Das Weckerbett mit integrierter Sprachsteuerung zum Beispiel, das Morgenmuffel in mehreren Eskalationsstufen zum Aufstehen bringt – zunächst mit leiser Musik, später mit vibrierenden Kissen und automatisch aufrollender Bettdecke. Oder der Roboterfriseur, der mit einem Staubsaugerschlauch die Haare senkrecht zur Kopfhaut nach oben zieht, damit der Schnitt auf die gewünschte Länge erfolgen kann. Hier wie dort schimmern bereits im Entwurf die pure Erfinderlust und die Faszination an der Technik durch. Andere Projekte folgen augenscheinlich der Motivation, Lösungen für konkrete Probleme der Gegenwart zu finden. Demnach könnte ein Filtersystem für Abwasserrohre mit mehreren Sieben verhindern, dass Mikrofasern von synthetischen Textilien aus der Waschmaschine ins Abwasser gelangen. Ein anderes Projekt setzt auf den Einsatz von Blockchain-Technologie und Kryptowährungen, um das Ladenetz für Elektroautos vor Störungen und Hackerangriffen zu schützen.
Für Jungforscher ist der Wettbewerb ein echter Karriere-Booster
Tatsächlich ist „Jugend forscht“ eine veritable Talentschmiede für den wissenschaftlichen Nachwuchs in den Disziplinen Chemie, Physik, Mathematik und Informatik, Geo- und Raumwissenschaften, Arbeitswelt und Technik. Besonders gefragt ist bei Jungforschern das Arbeitsfeld Technik. Von den rund 95.000 Anmeldungen, die von 2005 bis heute zu Buche stehen, gehen fast ein Fünftel auf diese Sparte des Wettbewerbs. Zu den Partnern und Förderern gehören unter anderem die Helmholtz-Gemeinschaft und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die seit 2010 den Europa-Preis an drei Bundessieger vergibt und den Preisträgern bei der Vorbereitung auf den „European Union Contest for Young Scientists“ unter die Arme greift. In der Praxis profitieren die Teilnehmer bei „Jugend forscht“ von einer zielgenauen Förderung in Schule und Ausbildung, später von Angeboten wie Forschungspraktika, Messeauftritte und Studienreisen. Hilfreich für die Karriere sind das Netzwerk von „Jugend forscht“ und die Kontakte, die die jungen Leute im Verlauf des Wettbewerbs knüpfen. Folgt im Finale eine Auszeichnung, ist das gewissermaßen ein Ritterschlag für jede weitere Karriere.
Als Azubi den nationalen Preis geholt mit einem Flüssigkeitssensor
Allerdings führen gerade im Fachbereich Technik längst nicht immer alle Berufswege zu einer akademischen Laufbahn an der Uni. Erstaunlich viele Absolventen gründen früher oder später eigene Unternehmen. Es gibt Bundessieger, die das Studium über Bord werfen, um ihre Projekte nach eigenen Vorstellungen von Freiheit und Unternehmertum voranzubringen. Andere Preisträger finden über eine klassische Lehre zur Selbstständigkeit im Handwerk. Auch DEKRA sieht enormes Potenzial bei jungen Menschen, die sich für Technik begeistern. „Für uns als Arbeitgeber ist es enorm wichtig, dass sich Jugendliche schon früh für Technik interessieren. Vor allem in unseren Expertendienstleistungen ist technisches Know-how gefordert und aufgrund des immer stärker werdenden Fachkräftemangels haben wir ein großes Interesse daran, Schülerinnen und Schüler für Studiengänge wie beispielsweise Mechatronik, Maschinenbau, Fahrzeugtechnik und Informatik zu begeistern“, sagt Sina Gallmeier, Fachgebietsverantwortliche HR-Marketing und Recruiting bei der DEKRA Automobil GmbH.
Eine spezielle Erfolgsgeschichte schreibt Thomas Nesch, Bundessieger Technik 2008. Er nahm als Mechatronik-Azubi bei einem Automobilhersteller am Wettbewerb teil – mit der Entwicklung eines Sensors, mit dem sich ein Flüssigkeitsverlust an Schläuchen von Lackierrobotern aufspüren lässt. Das zum Patent angemeldete System kam später in der Produktion von Fahrzeugen zum Einsatz. Für Thomas Nesch war der Wettbewerb das Sprungbrett zu einem Studium der Ingenieurwissenschaften an der University of Cambridge, an das sich eine Karriere als Innovationsmanager anschloss.
Mit koordinierten Drohnenflügen zum europäischen Jugend-Wettbewerb
Bei Tim Arnold (16) und Felix von Ludowig (17) steht die berufliche Zukunft allerdings noch in den Sternen. Die beiden Kids aus Bayern haben im Mai 2023 den 58. Bundeswettbewerb im Fachbereich Technik für sich entschieden und auch den Europapreis der DFG eingeheimst. Jetzt richtet sich der Fokus der Jungforscher auf den „European Union Contest for Young Scientists“, der Mitte September in Brüssel stattfindet. Mit ihrem Projekt für koordinierte Drohnenflüge dürften sie sich Chancen auf eine gute Platzierung ausrechnen. Im Prinzip geht es dabei um die Durchführung von Suchmissionen mit Kameradrohnen, mit der sich zum Beispiel Personen oder Objekte in unübersichtlichem Terrain lokalisieren lassen. Herzstück des Projekts ist eine einfache und intuitiv bedienbare App fürs Smartphone, mit der sich der Drohneneinsatz planen und steuern lässt. Um eine Mission vorzubereiten, gibt der Nutzer die Flugroute in das System ein. Während des Flugs prüft die Software, ob die ferngesteuerten Luftfahrzeuge ihren geplanten Strecken folgen, und wertet die Bilder der Kameras aus. Auch die Zusammenarbeit zwischen mehreren Drohnen soll mit der App möglich sein.
Und was macht heute einen erfolgreichen Jungforscher aus? Im Prinzip das Gleiche wie vor 40 Jahren, als bei „Jugend forscht“ noch Computertechnik und EDV im Brennpunkt standen. Es braucht Neugier, ein gutes Verständnis naturwissenschaftlicher Zusammenhänge, aber auch Kreativität und den Willen, selbst dann am Ball zu bleiben, wenn sich die Dinge als schwierig erweisen. Letztlich sind das genau die Tugenden, die gute Forschende und Ingenieurinnen und Ingenieure auszeichnen.

Ausbildung bei DEKRA

Ausbildung und Duales Studium, Praktikum, Werkstudent
Auf den richtigen Start kommt es an. Ob Tüftler, Stratege, Zahlenfreund oder Kommunikationstalent, mit einer DEKRA Ausbildung oder einem Dualen Studium legen junge Menschen den Grundstein für ihr späteres Berufsleben mit vielversprechenden Perspektiven. Denn DEKRA bringt theoretisches Wissen und Expertise aus der Praxis zusammen und setzt auf individuelle Betreuung und Förderung. Vielseitig, spannend, praxisnah – das macht die DEKRA Ausbildung aus. Von Beginn an fördert DEKRA die aktive Mitarbeit im Tages- und Projektgeschäft und schätzt junge Menschen als Teil des Teams.
Hier gibt es mehr Informationen für Schülerinnen und Schüler sowie Studierende​.