Karosserie-Tuning: Nur Make-up oder mehr?

Im Motorsport lautet das Credo: Geringer Widerstand (wenig Flügel) für hohe Endgeschwindigkeit, hoher Anpressdruck (viel Flügel) für hohes Gripniveau. Hinzu kommt der optische Effekt eines breit und flach auf der Straße liegenden Fahrzeugs. Das klingt gut, ist aber die Quadratur des Kreises. Damit soll niemandem der Spaß am Tuning verdorben, sondern der Blick für die Zusammenhänge geschärft werden. Außerdem möchten wir den Verbrauchern, die viel Geld dafür ausgeben, Entscheidungshilfen für sinnvolles Tuning geben.

Ursache und Wirkung.

Die Anbieter von Spoilerwerk weisen gerne auf den Abtrieb und weniger auf den zusätzlichen Luftwiderstand hin. Doch eine Abtriebssteigerung von 20 Prozent bringt wenig, wenn sich der Luftwiderstand um den gleichen Faktor erhöht. So führt mancher monströse Spoiler wegen seiner aerodynamischen „Qualitäten“ zu drastischen Verbrauchssteigerungen. Auch Extremverbreiterungen und Monsterreifen erhöhen den Luftwiderstand über die vergrößerte Stirnfläche, und der Rollwiderstand nimmt zu. Und ein hohes Gripniveau bringt nicht viel, wenn Fahrwerk und/oder Reifen dies nicht umsetzen können. Was für einen geringen Luftwiderstand nötig ist: eine kleine Stirnfläche und eine aerodynamisch saubere Kontur.

Weight Watcher.

Zudem ist man mit allen Anbauteilen schnell 15 kg schwerer. Das ist nicht viel, widerspricht aber dem Sportlichkeitsanspruch. Außerdem kann das Fahrzeug dadurch aus der Fahrzeugeinteilung (Gewicht spielt hier eine Rolle) herausfallen und damit die für diese Fahrzeugklasse ermittelten Abgaswerte möglicherweise nicht mehr erfüllen. Und eine Verschlechterung des Abgasverhaltens bedeutet das Erlöschen der Betriebserlaubnis des Fahrzeugs.
Spoiler: des Tuning liebstes Kind.
Ob auf dem Dach, vorne oder hinten: Spoiler stellen eine Veränderung der Außenkontur dar. Sie haben Einfluss auf die Fahrzeugabmessungen und das Fahrverhalten, denn sie sollen ja aerodynamisch etwas bringen und nicht nur gut aussehen. Nicht zuletzt ist auch die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer, insbesondere der Fußgänger, zu beachten. Betonharte Frontspoiler und messerscharfe Heckspoiler können Verkehrsteilnehmer gefährden und führen zum Erlöschen der Betriebserlaubnis für das Fahrzeug.

Was bringt es?

Man sollte beachten, dass die Wirksamkeit der aerodynamischen Anbauteile erst bei Geschwindigkeiten jenseits von 80 – 100 km/h spürbar wird. Im Stadtverkehr und auf kurvigen Landstraßen ist es nicht weit her mit „Downforce“ und „Drag Reduction“, also Anpressdruck und Widerstandsverringerung. Selbst Formel-1-Boliden pressen sich erst bei höheren Geschwindigkeiten fest auf den Boden, obwohl sie richtige „Flügel“ haben. Auch der Spoiler am Serienfahrzeug zeigt erst auf der Autobahn wirklich, was er kann.

Zulässigkeit gemäß StVZO durch

✔ ABE für Fahrzeugteile
✔ Teilegutachten

✘ Bauartgenehmigung
✘ Einzelabnahme/aaS
✘ Unzulässig

Eigenmontage/Do it yourself

✔ Erlaubt
✘ Unzulässig
✘ Nicht empfohlen

Achtung, unbedingt beachten!

  • Der Kraftstoffverbrauch kann steigen
  • Nur Produkte namhafter Hersteller verwenden
  • Verwendbarkeit am Fahrzeug prüfen
  • Bodenfreiheit von mind. 80 mm erhalten
  • Lackierung nur nach Herstellervorgaben ausführen
  • Serienspoiler dürfen nicht einfach ersetzt werden

Vorteile

  • Individuelle Optik
  • Aerodynamik
  • Fahrverhalten

Nachteile

  • Verminderte Bodenfreiheit
  • Höherer Kraftstoffverbrauch
Seitenschweller: breit und breiter.
Heckschürze und Heckdiffusor: das dicke Ende.
Stoßstange und Frontschürze: Berührungspunkte.
Sportgrills, Lufteinlässe und Lufthutzen.
Scheiben: Auf den Durchblick kommt es an.
Bullenfänger: Masse statt Klasse.
Türen: LSD, Suicide oder Flügeltüren – wer die Wahl hat …