Lederpflege

So pflegen Sie Ihre Ledergarnitur richtig

Glänzendes Chrom, blankpolierter Lack und ein schnurrender Motor – ein gut gepflegter Oldtimer sieht nicht nur gut aus, sondern hört sich zudem angenehm an. Doch es kommt auch auf die inneren Werte an – und nein, es geht diesmal nicht um die Pferdestärken und Mechanik unter der Motorhaube. Vielmehr lohnt sich ein Blick in den Innenraum und auf die Sitzgarnitur.

Leder braucht regelmäßig Pflege

Auch wenn die Außenoberflächen von Fahrzeugen Natureinflüssen wie Regen, Frost und Sonnenstrahlung in größerem Maße ausgesetzt sind – vor allem, wenn der Wagen regelmäßig gefahren wird – so bleibt die Sitzgarnitur im Wageninnern keinesfalls verschont. Hier können der Zahn der Zeit, Sonneneinstrahlung und vor allem Abnutzung ihre Spuren hinterlassen: Abrieb von Kleidung beim Ein- und Aussteigen, Ausbleichung und Kontakt mit Schweiß sind die gängigsten Ursachen. Leder ist durchaus ein robustes Material, doch ohne regelmäßige Pflege geht hier nichts. Es trocknet mit der Zeit aus, wird brüchig und fühlt sich nicht mehr fest und prall an. Im schlimmsten Fall kann es zu Schäden und Rissen im Stoff kommen. Die gute und ausgiebige Pflege der Lederausstattung ist zwar etwas zeitintensiv, jedoch keinesfalls ein Hexenwerk. Liebhaber einer „liebevollen Abnutzungspatina“ können das Material ebenso gut pflegen wie Freunde des „Wie-Neu-Looks“ – und bekommen die jeweils gewünschte Optik.
Im Unterschied zu modernen Kunststoffausstattung besticht die klassische Ledergarnitur mit einer unverwechselbaren Haptik und macht optisch den ausschlaggebenden Unterschied. Doch Leder ist nicht gleich Leder: Wägen wurden bis in die 50er (bei manchen Herstellern auch länger) mit Ledergarnituren ausgestattet, deren Tierhäute nur mit pflanzlichen Stoffen gegerbt wurden. Dieses Leder ist nicht durchgefärbt, sondern wurde mit Nitrolacken lackiert. Neuere Lederarten sind dagegen chromgegerbt, durchgefärbt und weitaus unempfindlicher bei der Reinigung. Sie fühlen sich im Vergleich mit dem alten Leder jedoch nicht so fest an.

So pflegen Sie richtig: bis in jede Ritze

Egal, ob das Leder Ihres Oldtimers die altersbedingte Patina beibehalten, die Abnutzungsspuren erhalten bleiben oder die Sitze aussehen sollen wie neu – der Anfang jeder Lederpflege ist stets gleich: Die Sitzflächen müssen gründlich gereinigt und abgesaugt werden. Kleine Dreckpartikel können sonst im weiteren Verlauf der Pflege die Oberfläche beschädigen. Um feine Schmutzpartikel aus jeder noch so kleinen Spalte und engen Ritze aus dem Ledermaterial zu entfernen, bietet sich eine Reinigung mit Druckluft an. Tipp: Mit einem weichen Pinsel und Staubsauger kann der versteckte Dreck auch aus den Sitzfalten geholt werden.
Achten Sie bei der weiteren Säuberung unbedingt darauf, ein möglichst mildes Reinigungsmittel zu verwenden, und das Leder nicht nass zu machen. Pflanzlich gegerbtes Leder ist sehr wasserempfindlich, weshalb vor allem mit feuchten (nicht tropfenden und nassen!) Schwämmen, Baumwolltüchern und Schaum gesäubert werden sollte. Reinigungsmittel dürfen zudem keinesfalls direkt auf das Material gegeben, sondern stets mit Schwamm oder Lappen aufgetragen werden. Und weniger ist mehr: Reinigungsmittel sind sehr effektiv und werden nur in kleinen Mengen benötigt – wenige Tropfen reichen daher aus. Hinzu kommt eine hohe Hitzeempfindlichkeit – daher das Leder niemals in der prallen Sonne reinigen.
Um sicherzugehen, dass das Mittel keinen Schaden am Leder anrichtet, bzw. es das richtige Reinigungsmittel ist, testen Sie es am besten an einer ungesehenen Stelle der Garnitur. Löst sich der Schmutz aus dem Material und zeigt sich auf dem Lappen, ist alles in Ordnung. Das Leder wird nun mit kreisenden Bewegungen und unter wenig Druck gesäubert.
Sobald der Schaum auf der Oberfläche ist, kann neben Schwamm und Tuch auch mit Bürsten gearbeitet werden. So können beispielsweise die engen Stellen in den Nähten und Sitzzwischenräumen mit einer weichen Zahnbürste gesäubert werden.
Aber Achtung: Reinigen Sie keinesfalls die gesamte Sitzfläche auf einmal, sondern arbeiten Sie sich mit kleineren Flächenabschnitten vor. Denn der schmutzige Schaum muss zügig von der Lederoberfläche entfernt werden und darf nicht einziehen. Am besten eignen sich hierfür Frottee-Tücher.

Nächster Schritt: Lederpflege, bis es glänzt

Soll die gewünschte „abgenutzte“ Patina im Leder erhalten bleiben, kann im nächsten Arbeitsschritt mit einem Lederpflegemittel fortgefahren werden – auch hier empfiehlt es sich, das Produkt nicht direkt auf die Oberfläche zu geben, sondern mit einem Schwamm aufzutragen und einzureiben. Diese Pflegemittel geben dem Leder Weichmacher und Nährstoffe zurück, die dem Material mit der Zeit entzogen wurden, regenerieren es, und machen es widerstandsfähiger gegenüber Umwelteinflüssen.
Für eine Optik „wie neu“ kommen noch ein paar Arbeitsschritte hinzu. Auch hier muss das Leder zuvor gründlich gereinigt werden. Poröse Farbschichten sollten anschließend zunächst mit einem Schleifpad geglättet werden – es darf aber nicht zu grob sein! Eine feine 600er-Körnung ebnet das Material ausreichend. Da die Oberfläche mit einer Tönung bearbeitet wird, um die Farbe des Sitzes wieder aufzupeppen, müssen anhaftendes Wachs und Pflegemittelreste entfernt werden. Geeignet hierfür ist Feuerzeug- oder spezielles Lederreinigungsbenzin, das mit einem flauschigen Baumwolltuch auf der Sitzfläche aufgetragen wird. Flüssigleder aus der Tube kann zudem kleinere Ritze in der Garnitur auffüllen.
Nach nochmaligem Absaugen kann mit dem Tönen des Leders begonnen werden – am besten mit einem kleinen Schwamm und in kleinen kreisenden Bewegungen. Auch hier ist Achtung geboten: Tragen Sie nicht zu viel Tönung auf einmal auf, das Leder könnte so nass werden. Um eine optimale Deckung und Sättigung zu erreichen, empfiehlt es sich, mehrere Schichten aufzutragen. Zwischendurch sollte die Tönung mit einem Föhn getrocknet werden.

Lederpflege auch an anderer Stelle

Neben der Sitzgarnitur gibt es weitere Stellen im Wageninneren, die Pflege benötigen, auch wenn sie weitaus weniger beansprucht werden als die Sitzflächen. Die Türverkleidung zeigt im Vergleich zu anderen Oberflächen deutlich weniger Abnutzung auf, Schmutz kann sich aber auch hier ansammeln. Hier sollte ebenfalls zunächst mit dem Staubsauger der lose Staub und kleinere Partikel entfernt werden. Besonders in den Übergängen zwischen der Lederverkleidung und anderen Applikationen oder Türgriffen sammelt sich mit der Zeit immer mehr Dreck – hier empfiehlt sich eine Reinigung mithilfe von Pinseln oder Bürsten.
Nach der gründlichen Säuberung dieser Stellen wird auch auf dieser Lederoberfläche Reinigungsmittel aufgetragen. Die Prozedur wird dann weitergeführt, wie bei der Reinigung und Pflege der Ledersitze. Es gilt, dass diese Stellen des Wagens ebenfalls regelmäßig gepflegt werden sollten – selbst, wenn sie sauberer wirken als beispielsweise die Sitze.
Nach einer gründlichen Reinigung und Pflege ist die Oberfläche der Ledergarnitur wieder griffig, glänzt matt, fühlt sich fest an und Trockenrissen sowie Aufbrüchen wurde vorerst entgegengewirkt. Nun erstrahlt auch der Innenraum Ihres Oldtimers im alten Glanz und Sie können sich bei Ihrer nächsten Spazierfahrt wieder entspannt zurücklehnen.

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