Mit Sicherheit Vollgas - DEKRA in der DTM

Author: Bianca Leppert

03. Jan. 2024 Sicherheit im Verkehr

DEKRA ist langjähriger Partner der Rennserie DTM. Und die Aufgabe der Techniker extrem wichtig. Aber was machen sie etwa bei der Technischen Abnahme genau und wie kann man für Sicherheit im Rennsport sorgen? Wir blicken hinter die Kulissen der internationalen Rennserie.

Motorsport weckt Leidenschaft. Und bewegt die Menschen mit Dramen, in denen teils Tausendstelsekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden. Bei all den Emotionen darf ein Aspekt aber nie aus dem Fokus geraten: die Sicherheit. Die hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in dem Sport, der ein gewisses Risiko mit sich bringt, enorm verbessert.
Dazu leistet auch DEKRA einen Beitrag – zum Beispiel in der Rennserie DTM, die neuerdings vom ADAC veranstaltet wird. Die Partnerschaft zwischen DTM und DEKRA gibt es allerdings schon lange – seit mehr als 30 Jahren. Der starke Bund ist unter anderem an den Startnummern auf den verschiedenen Modellen von Herstellern wie Porsche, Ferrari, Mercedes, Lamborghini, Audi und Co. zu erkennen, die das DEKRA Logo zeigen.
Wolfgang Dammert, Motorsport-Koordinator bei DEKRA, und sein Team sind ein entscheidender Baustein in dieser Kooperation. Sie haben zwei elementare Aufgaben: Zum einen sorgen sie bei der so genannten Technischen Abnahme für die Sicherheit aller Beteiligten, zum anderen ermöglichen sie Chancengleichheit mit technischen Nachprüfungen während und nach den Rennwochenenden.
Doch der Reihe nach. Schon zwei Tage, bevor sich auch nur ein Rad auf der Rennstrecke dreht, sind Dammert und sein Team beim jeweiligen Event vor Ort. Mit drei Aufliegern wird das komplette Equipment der Technischen Abnahme der DTM sowie auch das der meist parallel ausgetragenen ADAC GT4 Germany, für die DEKRA auch verantwortlich zeichnet, transportiert. Zugleich befinden sich darin die Büros für die Mitarbeitenden.
Am Donnerstag vor jeder Rennveranstaltung der DTM steht ein wichtiger Termin im Kalender: die Technische Abnahme. Hierbei prüfen die DEKRA Fachleute, die alle eine spezielle Ausbildung zum Technischen Kommissar gemäß den Richtlinien des Deutschen Motor Sport Bunds (DMSB e.V.) absolviert haben, ob die DTM-Fahrzeuge mit den Sicherheitsstandards und dem Regelwerk konform sind. „Wir kontrollieren zum Beispiel, ob die feuerfeste Unterwäsche und die Helme der Fahrer den Vorschriften entsprechen und ob die Gurte, Feuerlöscher und Sitze im Auto die vorgeschrieben Standards erfüllen“, sagt Dammert.
Das sind die Überprüfungen während der so genannten Grundabnahme. Das DEKRA Team kann nach Qualifying und Rennen aber auch vermessen, ob die Heckflügelhöhe mit den Angaben in der Homologation des Autos übereinstimmt. Hier kommt beispielsweise Lasertechnik zum Einsatz. Früher nutzte man sogar Augmented Reality-Lösungen, die wie eine Art Schablone funktionierten. Doch seit in der DTM nicht mehr die individuell für die DTM gestalteten Rennfahrzeuge der Hersteller (Class 1) zum Einsatz kommen, sondern die internationale Fahrzeugkategorie nach GT3-Reglement, fällt dieses Hilfsmittel vorerst weg.
Selbst die Fahrer müssen aktiv werden: Auf Wunsch können die Technischen Kommissare etwa während des freien Trainings mit ihnen einen Test machen, wie lange sie benötigen, um aus dem Auto auszusteigen. Sieben Sekunden sind auf der Fahrerseite erlaubt. Schließlich kann das im Falle eines Unfalls überlebenswichtig sein und ist durch die spezielle Konstruktion der Rennautos mit Überrollkäfig und Co. nicht immer ganz einfach.
Kommt es doch zu einem Unfall, sind die DEKRA Experten immer in die Analyse und Aufarbeitung einbezogen. Zum einen, um daraus Schlüsse für die Sicherheit aller Beteiligten zu ziehen, zum anderen, weil die Teilnehmer bei kleineren Schäden meist möglichst schnell nach einer Reparatur wieder auf die Strecke gehen wollen. Dafür müssen Dammert und sein Team aber ihre Freigabe erteilen.
Ein weiterer Pflichttermin der Rennfahrer: Das regelmäßige Wiegen nach den Trainings und Rennen, damit niemand einen Gewichtsvorteil hat. Das fällt bereits in die Kategorie Chancengleichheit, die ebenfalls zum Aufgabenspektrum von DEKRA gehört. Hierfür sammeln Dammert und sein Team vor jedem Event zum Beispiel Referenzproben von Kraftstoff und Reifen ein, um sie während des Wochenendes mit Stichproben überprüfen zu können. Nach dem Rennen muss sich noch eine bestimmte Menge Kraftstoff im Tank befinden, aus der wiederum eine Probe entnommen wird.
Aber auch die einzelnen Parameter wie Gangwechsel, Beschleunigung und Co. werden mithilfe von Datenaufzeichnung und anschließender Auswertung akribisch aufgearbeitet. An jedem Rennwochenende sind Fahrdynamiker sowie Antriebsexperten aus dem DEKRA Technology Center in Klettwitz vor Ort im Einsatz, die die Datenanalysten unterstützen. Etwa, um im Falle eines Streitfalls immer einen Schritt voraus zu sein. „Hier findet oft eine Art Wettlauf gegen die Zeit mit den Ingenieurinnen und Ingenieuren der jeweiligen Teams statt“, sagt Dammert. „Denn die kennen ihre Autos natürlich in- und auswendig. Wir müssen aber versuchen, bei möglichen Schlupflöchern oder Grauzonen im Reglement immer noch besser informiert zu sein.“
Kein Wunder, dass die DEKRA Leute alle eine entsprechende Ausbildung mitbringen. Dammert hat beispielsweise Luft- und Raumfahrttechnik studiert und auch die anderen Mitglieder im Team müssen einen technischen Beruf im Kfz-Bereich erlernt haben, um entsprechendes Know-how zu haben. Dann steht der Mission, für Sicherheit und Fairness im Motorsport zu sorgen, nichts mehr im Wege.
Über die DTM:
In der DTM treten 30 Fahrer mit verschiedenen Fahrzeugen der Kategorie GT3 gegeneinander an. Unter anderem sind die Marken BMW, Audi, Mercedes, Porsche, Ferrari und Lamborghini vertreten. Insgesamt stehen acht Rennwochenende mit jeweils zwei Rennen auf Strecken wie DEKRA Lausitzring, Hockenheimring, Nürburgring oder Red Bull Ring auf dem Programm.