Nachhaltig Reisen - wie geht das?
Author: Bianca Leppert
Zu Beginn des Jahres ist die Reiselust groß und die Planungen sind in vollem Gange. Immer mehr Menschen stellen sich dabei die Frage: Wie kann ich möglichst nachhaltig reisen? Wir geben Tipps.
In der Karibik in der Hängematte unter Palmen einen Cocktail trinken, in New York den ganzen Tag Museen erkunden, mit dem Kreuzfahrtschiff den Orient kennenlernen oder in Indien den Taj Mahal besichtigen. Solche Traumreisen haben viele auf ihrer Wunschliste. Besonders nachhaltig sind sie jedoch nicht. Bei Flugreisen oder Kreuzfahrtschiffen wird viel CO2 ausgestoßen und in Hotels oft viel Energie und Ressourcen verbraucht. Die besseren Alternativen: der Wanderurlaub, der Kanu-Trip oder die Radtour in der eigenen oder benachbarten Regionen.
Klingt zunächst unspektakulär, doch nachhaltiges Reisen wird tatsächlich immer beliebter. Zwei Drittel der Befragten hatten Nachhaltigkeit als Wunsch für ihren Urlaub in einem vom deutschen Bundesumweltministerium geförderten Monitoringbericht der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) im Jahr 2021/2022.
Der Trend beim Reisen geht in Richtung Nachhaltigkeit
"Den Trend zum nachhaltigen Reisen gibt es schon länger", sagt Zoe Rost, Teamleitung Corporate Sustainability Services bei DEKRA Assurance Services GmbH. "Das sieht man etwa daran, dass mittlerweile immer mehr Buchungsportale nachhaltige Reisen klassifizieren, Hotels mit Nachhaltigkeits-Zertifizierungen werben, aber sich auch ganze Regionen um Nachhaltigkeit bemühen. Wie etwa Skigebiete, die in schneesicherer Höhenlage liegen, und dadurch zum Beispiel auf den Einsatz von Kunstschnee verzichten können, für die möglichst wenig Wald gerodet wurde und die auf erneuerbare Energie und Ressourcenschonung setzen."
Wie geht nachhaltig Reisen?
Doch was versteht man unter Nachhaltigkeit beim Reisen? Grundlegend gehören zu Nachhaltigkeit immer drei Säulen: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Die Leitlinien der Vereinten Nationen sehen vor, dass Reiseveranstalter und Touristen zum einen die Umweltressourcen schonen, die jeweilige Kultur respektieren und die lokale Wirtschaft fördern sowie dazu beitragen, die Armut zu verringern. "Klimawandel, Ressourcen-Knappheit und Armut sind zentrale Themen, die ich durch meine Art des Reisens positiv oder negativ beeinflussen kann", sagt Expertin Rost. "Vor allem bei der Generation der etwa 20- bis 30-Jährigen hat sich das Bewusstsein dafür stark verändert."
Da ist zum einen der Fußabdruck hinsichtlich der Umwelt. Das fängt mit der Wahl des Verkehrsmittels an. Will ich mit dem Flugzeug, mit der Bahn oder mit dem Auto verreisen? Mit der Wahl der Unterkunft geht es weiter: Wie geht das gebuchte Hotel mit Lebensmittelverschwendung um, wie viel Energie verbraucht es für Schwimmbäder und Saunen, müssen die Zimmer täglich gereinigt werden? Zum anderen spielen soziale Themen eine Rolle. Kann man das Reiseziel aus gesellschaftlich sozialer Sicht für sich vertreten? Sucht man sich bewusst Aktivitäten vor Ort aus, bei denen das kulturelle Erbe der Region beibehalten wird?
Fragen über Fragen, die bei der Urlaubsplanung auch schnell überfordern können. Laut des erwähnten Monitoringberichts ist der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit zwar da, ein entscheidendes Kriterium bei der Buchung ist er im Zweifel aber noch nicht. Da bieten in der Planungsphase entweder spezielle Online-Anbieter eine Orientierung, verschiedene Zertifizierungen wie beispielsweise die, die vom "Global Sustainable Tourism Council" anerkannt sind, oder ein paar Grundregeln.
Regionaler, entschleunigter und ressourcenschonender Urlaub
"Wie beim Einkaufen kann man sich auch beim Reisen an Schlagwörtern orientieren. Beim Einkaufen heißt es: regional, saisonal, bio", sagt DEKRA Expertin Rost. "Beim Reisen ist regional auch ein zentrales Stichwort – eben keine langen Anfahrtswege zu haben. Da hilft z.B. auch entschleunigtes Reisen – etwa mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Zug, dem Bus oder dem Fahrrad zu fahren. Zudem sollte man nach umweltfreundlichen Unterkünften suchen – etwa Urlaub auf dem Bio-Bauernhof. Auch Privatunterkünfte sind eine Alternative. Da kommen weniger Ressourcen zum Einsatz und man unterstützt durch das Frühstück im Café um die Ecke noch die lokale Wirtschaft. Die Gegend erkundet man dann natürlich am besten mit dem Rad oder zu Fuß statt mit dem Mietwagen."
Laut Greenpeace sind bei längeren Strecken Fernbus und Fern- oder Nachtzug die Verkehrsmittel, die am besten für das Klima sind. Kurzstreckenflüge belasten die Umwelt am meisten aufgrund der im Verhältnis hohen CO2-Werte. Wer doch fliegen muss, sollte laut Greenpeace vor allem Direktflüge bevorzugen, weil Start und Landung besonders viel CO2 freisetzen. Eindrücklich: Laut Berechnungen des Max-Planck-Instituts für Meteorologie verschwinden bei einem Hin- und Rückflug nach Mallorca pro Person rund zwei Quadratmeter Meereis. Die Entwicklung von speziellen alternativen Kraftstoffen für Flugzeuge ist derzeit noch im Gange und bringt wohl erst in Zukunft etwas Erleichterung.
"Mit das Schlimmste in Sachen Nachhaltigkeit wäre es zum Beispiel, den Skiurlaub in Saudi Arabien zu verbringen oder eine Kreuzfahrt zu machen. Hier bemüht man sich zwar auch, aber mit den verursachten Luftschadstoffen, der Ressourcen-Verschwendung, dem generellen Müllaufkommen und dem 'Food Waste' an Bord ist das nicht nachhaltig", sagt Rost.
Kleine Maßnahmen haben große Auswirkungen
Für welche Variante man sich am Ende auch immer entscheidet: Es gilt auf Kleinigkeiten zu achten, die man auch im Alltag berücksichtigen sollte. Statt Plastikflaschen zu kaufen, lieber die Trinkflasche mitzunehmen, das Wasser beim Zähneputzen nicht laufen zu lassen, die Handtücher im Hotel nicht jeden Tag wechseln zu lassen und sich am Buffet den Teller nicht so voll zu laden, dass hinterher einiges im Müll landet.
Zudem plädiert Rost dafür, dass man im Zweifel gar nicht weit reisen muss. "Es wird unterschätzt, was wir alles vor der Haustür haben. Ob Kulturelles wie Schlösser, Burgen und Museen von Weltrang oder von der UNESCO ausgezeichnete Natur – die Sehenswürdigkeiten in der Heimat sind teilweise genauso beeindruckend wie die Sehenswürdigkeiten am anderen Ende der Welt.“