Sicheres Umfeld für souveränen Datenaustausch
Author: Matthias Gaul
Als einer von bislang ca. 190 Partnern gehört DEKRA zu den Teilnehmern des Mobility Data Space – einer neuen Sharing-Community, die Vernetzung, Datenhandel und Zusammenarbeit in einem dynamischen Mobilitäts-Ökosystem ermöglichen soll.
Echtzeit-Verkehrsdaten zur Vorhersage und Visualisierung von Gefahrenstellen für mehr Verkehrssicherheit, Daten zum Kraftstoff- bzw. Energieverbrauch sowie zum CO2-Ausstoß von Fahrzeugen für ein nachhaltiges Fuhrparkmanagement, Fahrverhaltensdaten zur gerechten Tarifierung von Kfz-Versicherungspolicen, Informationen zur aktuellen Auslastung von Parkplätzen oder Carsharing-Angeboten, Daten zur öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur in Deutschland und vieles mehr: Der jetzt schon umfangreiche Katalog des sogenannten Mobility Data Space (MDS) kennt nahezu keine Grenzen, wenn es um digitale Informationen aus den unterschiedlichsten Bereichen des Mobilitätssektors geht.
Der MDS wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert und ist Teil der europäischen Cloud-Initiative Gaia-X, eines Projekts zum Aufbau einer leistungs- und wettbewerbsfähigen, sicheren und vertrauenswürdigen Dateninfrastruktur für Europa. Erklärtes Ziel des MDS ist es, die Anbieter der jeweiligen Daten mit denjenigen zu vernetzen, die sie für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle benötigen, um so die sektorübergreifende Zusammenarbeit von Verkehrsunternehmen, Automobilindustrie, Mobilitätsdienstleistern und Kommunen zu fördern. In der Tat sind Daten der Rohstoff für die Zukunft der Mobilität, erfahrungsgemäß bleiben aber viele davon noch ungenutzt. Zum Beispiel deshalb, weil Nutzungskonzepte fehlen oder Unsicherheiten hinsichtlich des geschützten Datenaustauschs bestehen. Genau diese Lücken will der MDS nun schließen.
Vielfältige Datenbestände
Aktuell umfasst der MDS-Katalog rund 230 Datenbestände, zu den bislang wichtigsten Einzelangeboten gehört zweifelsohne die Anbindung der so genannten Mobilithek als nationaler Zugangspunkt für Mobilitätsdaten nach der europäischen Richtlinie für die Einführung intelligenter Verkehrssysteme im Straßenverkehr und für deren Schnittstellen zu anderen Verkehrsträgern. Die Mobilithek bietet ihrerseits schon über 9.000 Datensätze von Behörden, Infrastrukturbetreibern, öffentlichen und privaten Mobilitätsanbietern sowie Forschungseinrichtungen. Die Palette reicht dabei von Echtzeit-Verkehrsinformationen über Fahrplandaten und Standorte von Leihfahrzeugen bis hin zu Geo-, Wetter- und Klimadaten.
Bislang verzeichnet der MDS ca. 190 Teilnehmer. Dazu zählen Unternehmen wie beispielsweise BMW, Bridgestone, die Deutsche Bahn, Hella Gutmann Solutions, IBM Deutschland, Mercedes-Benz, Vodafone und viele mehr. Außerdem zahlreiche Städte und Verkehrsverbünde, Versicherer wie HUK-Coburg oder Institutionen wie der ADAC, die Deutsche Automobil Treuhand, die Autobahn GmbH des Bundes, das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme und andere.
Hohe Komplexität beim Datenaustausch
Auch DEKRA ist Teil der Sharing-Community. Zu den Primärzielen gehört es dabei, aktiv Daten mit anderen Teilnehmern auszutauschen. „Anwendungsfälle hierfür sind neben der Bereitstellung der Standortdaten, der Services und der Öffnungszeiten zum Beispiel die digitale Terminbuchung sowie der DEKRA Batterietest mitsamt Beschreibungs- und Funktionsdaten der Hersteller“, erläutert Sascha Dohmke, Head of Institutional Relationships in der Service Division Vehicles bei DEKRA. Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie möchte die Expertenorganisation über den MDS auch Fahrzeugdaten von den Fahrzeugherstellern beziehen, um so den Kraftstoff- und Energieverbrauch sowie die CO2-Emissionen der eigenen Flotte genauer auswerten zu können. „Mittelfristig wollen wir zudem einfach zu implementierende Schnittstellen für Aufträge und Ergebnisse anbieten und so ganzheitliche Lösungen für eine Vielzahl an Dienstleistungen schaffen“, ergänzt Sascha Dohmke. Dies sei sowohl im Kontext von Behörden als auch in Bezug auf Vorgaben und Prüfdaten für die Fahrzeugprüfung sowie die Bereitstellung von Ergebnisdaten an Kunden zu sehen.
Die zu erwartende hohe Komplexität beim Datenaustausch im Mobilitätssektor ist nach Ansicht des DEKRA Experten mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Für unverzichtbar hält Sascha Dohmke unter anderem ein leistungsfähiges und sicheres Identitätsmanagement, eine möglichst hohe Standardisierung der Datenübertragung, die Zertifizierung der Daten sowie einen Vermittler, der die Freigabe, Abrechnung und Nutzungsrestriktionen steuert. Allesamt Herausforderungen, die es zügig zu bewältigen gilt.
Mobility Data Space