Der Traum vom Camper-Van – darauf sollten Sie achten

29. Nov. 2023 Sicherheit im Verkehr

Camper-Vans, aus Kostengründen insbesondere als Gebrauchtfahrzeuge, liegen voll im Trend. Was sollten Interessenten bedenken, und worauf sollten sie vor einem eventuellen Kauf achten?

Das eigene, fahrbare kleine Hotelzimmer immer und überall dabei – so und ähnlich lautet das Versprechen von Wohnmobilen. Zum Einstieg in diese Art des Reisens bieten sich vor allem Camper-Vans an – die kleinste Kategorie der Ferienwohnungen auf vier Rädern. Sie basieren auf Transportern beziehungsweise Kastenwagen wie Citroen Jumper, Fiat Ducato, VW „Bulli“ oder Mercedes Sprinter. Diese Basisfahrzeuge werden dann von einschlägigen Herstellern wie Pössl, Globecar, Karmann, Forster und vielen weiteren mit der für Wohnmobile typischen Inneneinrichtung ausgestattet: Betten, Sitzgruppe, Mini-Küche sowie gegebenenfalls Toilette und Waschgelegenheit bis hin zur mobilen Dusche. Allerdings können Neufahrzeuge auch in dieser Kategorie schnell Preise von 65.000 Euro und mehr erreichen. Deshalb sind Gebrauchtfahrzeuge gerade zum Einstieg ins Wohnmobil-Vergnügen sehr beliebt. Und obwohl die Nachfrage groß ist, gibt es durchaus auch entsprechende Angebote – nicht zuletzt, weil einige eine entsprechende Anschaffung während der Corona-Zeit getätigt haben und nun feststellen, dass das wohnmobile Urlauben ihnen doch nicht so zusagt.
Vorteile und Einschränkungen in der Camper-Van-Klasse
Im Vergleich zu größeren (und noch teureren) Wohnmobilen bietet die Van-Klasse einige Vorteile. Das fängt an beim im Vergleich immer noch günstigen Preis und setzt sich fort in der Tatsache, dass zum Fahren bei einem zulässigen Gesamtgewicht bis zu 3,5 Tonnen ein Führerschein der Klasse B ausreicht. Größere Modelle erfordern nicht nur eine höhere Führerscheinklasse wie den Zusatz B96 oder die Klassen C1/C1E (abhängig auch davon, wann und in welchem Land die jeweiligen Fahrer ihren Führerschein gemacht haben), sondern sie unterliegen im Straßenverkehr auch weiteren Einschränkungen wie geringeren Höchstgeschwindigkeiten oder Lkw-Überholverboten. Zudem beschränken sich die meisten Vans auf eine Fahrzeuglänge von maximal 6 Metern, was nicht nur das Handling erleichtert, sondern sich auch bei Maut- oder Fährgebühren budgetschonend auswirken kann – bis hin zur Vermeidung besonderer Schwerlastabgaben, die bei größeren und schwereren Wohnmobilen anfallen können.
Allerdings müssen Interessenten bei der Wohnmobil-Kompaktklasse auch Abstriche machen. Das fängt bei der Inneneinrichtung an: Werden mehr als zwei Schlafplätze benötigt, wird es in Vans oft eng, und auch eine Nasszelle ist bei vielen der in Frage kommenden Modelle keineswegs selbstverständlich. Auch die mögliche Zuladung ist bei Camper-Vans oft überraschend begrenzt: Sie liegt typischerweise in der Größenordnung von 400 Kilogramm, wozu auch das Gewicht der Passagiere sowie die mitgeführten Frischwasservorräte und das aufgefangene Abwasser zählen. Bei der Auswahl eines geeigneten Fahrzeugs ist all das zu bedenken – dabei ergeben sich die zu berücksichtigenden Faktoren zu weiten Teilen aus der Anzahl der Mitreisenden sowie deren Ansprüchen und Vorstellungen.
Spezifische Aspekte von Wohnmobilen sorgfältig mitprüfen
Führt die Suche nach einem infrage kommenden Modell zu einem Treffer, stehen Laien vor der Herausforderung, die technische Qualität und Zuverlässigkeit des Gebrauchten zu beurteilen. Dazu zählen die Kriterien, die bei jedem Gebrauchsfahrzeug relevant sind – etwa Unfallfreiheit, die Einhaltung von Inspektionsintervallen, Vollständigkeit und Korrektheit der Fahrzeugpapiere sowie Funktionsfähigkeit und Zustand von Motor, Getriebe, Elektrik, Karosserie und so weiter.
Eine Probefahrt sollte vor dem Kauf eines Camper-Vans ebenso selbstverständlich sein wie beim Kauf eines gebrauchten Pkw. Prüfen Sie dazu aber auch nochmal, ob Sie den für das Fahrzeug geforderten Führerschein besitzen. Diese Frage ist natürlich ohnehin relevant, um das Fahrzeug künftig auch legal bewegen zu dürfen.
Hinzu kommen aber noch viele weitere, für Wohnmobile spezifische Aspekte, insbesondere:
  • Dichtigkeit und Funktionsfähigkeit von Fenstern, Türen, Klappen und Dachluken und deren Schlösser.
  • Funktionsfähigkeit und Zustand von Möbeln, Kücheneinrichtung, Drehstühlen, Hub-Bett etc.
  • Zustand aller Polster und Matratzen
  • Funktionsfähigkeit der gesamten elektrischen Anlage wie Steckdosen, Beleuchtung, zusätzlicher Aufbaubatterie (falls vorhanden), Klimaanlage, Heizung etc.
  • Dichtigkeit und Sauberkeit von Frischwassertank, Grauwassertank, Toilettenkassette sowie Nasszelle inklusive Prüfung des Wasserdrucks und der Abflüsse
  • Eventuelle Schäden am Unterboden, insbesondere des Abwassertanks. Eine Inspektion auf einer Hebebühne ist ein Muss!
  • Eventuelle Hagel-, Wasser- oder sonstige Wetterschäden
  • Funktionsfähigkeit und Zustand von Aufbauten wie Aufstelldach, Solarpanels, Sat-Anlage
  • Gültige Gasprüfung
Prüfung durch einen Sachverständigen ist sinnvoll
Einschlägige Plattformen im Internet bieten Checklisten an, mit deren Hilfe sich diese und weitere Punkte bei der Besichtigung eines gebrauchten Wohnmobils abarbeiten und überprüfen lassen. Dennoch bleibt es für Laien schwierig, alle möglichen Problemstellen zu überblicken und zu erkennen. Um sich abzusichern, ist es kein Fehler, fachkundige Expertise hinzuzuziehen. Auch wenn diese natürlich ihren Preis hat, lohnt sich ein Gebraucht-Check gerade auch bei Wohnmobilen und Camper-Vans, um teure Fehlgriffe zu vermeiden.
Und selbst wenn alles passt, ist die sorgfältige Prüfung durch einen Profi auch eine nützliche Hilfe für die dann anstehenden Preisverhandlungen. Zwar weist die Überprüfung in der Regel keine konkrete Preiseinschätzung aus – sie bleibt Verhandlungssache zwischen Käufer und Verkäufer. Doch erforderliche Reparaturen werden durch die Expertise auf jeden Fall klar und lassen sich dann in der Preisfindung berücksichtigen.
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