Ultraschnell-Ladesäulen

31. Aug. 2022
Die Nachfrage nach Elektroautos in Deutschland boomt. Das spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen der neuzugelassen E-Autos (Plugin-Hybride und reine E-Autos) wider: Rund ein Viertel der Pkw-Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2022 entfällt nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes auf Neuwagen mit einem Elektroantrieb – in absoluten Zahlen sind das rund 306.000 Fahrzeuge. Diese Daten machen deutlich, dass auch der Bedarf an mobilem Strom wächst. In Deutschland gibt es Stand Mai 2022 rund 60.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte (Quelle: Bundesnetzagentur). Damit kommen aktuell in Deutschland im Durchschnitt rund 22 E-Pkw auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt. Das Geschäft boomt; vor allem Energieunternehmen, aber auch die Autohersteller und Mineralölfirmen investieren kräftig in den noch jungen Markt. Einer der größten Akteure auf diesem Spielfeld ist der Essener Energieversorger E.ON, der allein in Deutschland rund 4.520 Ladepunkte betreibt. Durch Roaming-Agreements können E.ON Kunden mittlerweile per App an 160.000 Ladepunkten in Deutschland und Europa Elektrizität „tanken“, zu rund 60.000 Ladepunkten haben sie dabei allein in Deutschland Zugang.

Schnellladesäulen an der Autobahn

An rund 130 Ultraschnell-Ladepunkten, die E.ON deutschlandweit selbst betreibt, können Fahrzeuge mit bis zu 350 kW geladen werden. Ein Großteil der Stationen steht auf Raststätten entlang von Autobahnen. Etwa eine halbe Stunde genügt, um den Akku eines durchschnittlichen „Stromers“ auf etwa 80 Prozent zu laden.
Wenn so viel Power aus der Ladepistole kommt, muss alles drumherum sicher sein. Immerhin sind bis zu 20.000 Volt Spannung und bis zu 2.500 Ampère Stromstärke im Spiel. Die Autobahn-Gesellschaft, auf deren Gelände die E.ON Schnellladesäulen in Deutschland stehen, besteht deshalb auf eine zusätzliche, unabhängige Sachverständigenexpertise, um die Installation aller Komponenten noch einmal zu überprüfen. Damit hat E.ON DEKRA beauftragt.

Sicherheitscheck einer Ultraschnell-Ladesäule

Von der Zertifizierung über die Abnahmeprüfung bis hin zur jährlichen Prüfung am Einsatzort – die DEKRA Expertinnen und Experten sind an mehreren Stellen der Wertschöpfungskette einer Ladesäule im Einsatz. Michael Ringleb, 54 Jahre alt, ist seit 14 Jahren bei DEKRA und als gelernter Elektromeister mit Zusatzausbildung zum öffentlich beeidigten Sachverständigen der richtige Mann für diesen Job. Sein heutiger Einsatzort für den Sicherheitscheck: die Schnellladestation an der Raststätte Dannstadt-Ost (A61). Ringleb kennt sich nicht nur mit Elektroinstallationen bestens aus – er ist auch mit deren Praxis vertraut. „In meinem Arbeitsleben habe ich schon viele Installationsfehler gesehen. Von vergessenen oder schlicht falsch verbundenen Kabeln über unzureichende Kabelquerschnitte oder Isolationen bis hin zum vergessenen Berührungsschutz“, erzählt er, während er die Leitungen und die massiven Kupferschienen inspiziert, die in der Trafostation unweit der eigentlichen Ladesäule verlegt sind. Hier kommen die 20.000 Volt Mittelspannung an und werden auf das sogenannte Niederspannungsnetz von 400 Volt Wechselstrom heruntergeregelt. Michael Ringleb kontrolliert alles: Kabelquerschnitte, Verbindungen, Schutzvorrichtungen, Dokumentationen, er geht Messprotokolle durch und misst an den wichtigsten Punkten selbst noch einmal nach. „Fehler passieren nun einmal. Aber schon eine Körperdurchströmung von 500 Milliampere kann tödlich sein; eine Hausinstallation hat rund 16 Ampere. Und hier haben wir es mit dem Hundertfachen zu tun.“ Unter anderem sind sogenannte Lichtbögen möglich, die sogar in einiger Entfernung zur Quelle zu tödlichen Verbrennungen, Kurzschlüssen und Bränden führen können.

DEKRA Expertise rund um Ladesäulen gefragt

Ringleb führt seinen Kontrollgang fort zu einer Reihe von weiteren Kästen. Hier werden die 400 Volt Wechselspannung auf bis zu 900 Volt Gleichspannung (DC) gewandelt, die dann an jeder Ladesäule anliegen – wo Ringleb noch einmal misst und mit prüfendem Auge hinschaut. Die Sicherheit steht immer an erster Stelle beim Check der elektrischen Komponenten. Mit der Prüfung und Abnahme der Schnellladesäulen ist Ringlebs Außeneinsatz an der Raststätte Dannstadt-Ost für heute erfolgreich beendet – sein nächster Einsatz ist schon geplant. Denn die DEKRA Expertinnen und Experten im Bereich Ladeinfrastruktur Elektromobilität sind gefragt. Genau deshalb gibt Michael Ringleb seinen Wissens- und Erfahrungsschatz gerne weiter: Der Elektrosachverständige hat im Zusammenhang mit seinem Lehrauftrag bereits 60 Kolleginnen und Kollegen für die Prüf- und Überwachungsaufgaben in den Ladeparks fit gemacht. Tendenz steigend.