Ein leidenschaftlicher Sammler und sein T1 Bulli

Großer Innenraum, viele Fenster und das VW-Markenlogo auf der Schnauze – so kennen wir den Volkswagen T1. Er zählt wohl mit zu den bekanntesten Fahrzeugen des 20. Jahrhunderts und ist ein beliebtes Sammlerstück unter Oldtimer-Fans. Jürgen Klenert ist einer von ihnen – ein Liebhaber klassischer Autos und passionierter Sammler historischer Automobile. Er ist sehr stolz auf seine Kollektion – alle fahrtauglich, wie er erzählt, mit gültiger Hauptuntersuchung ausgestattet und qualitativ hochwertig restauriert. Seine Sammlung ist beachtlich und umfasst neben einem VW Käfer 1500 Cabriolet auch einen Porsche 3.0 Liter SC Baujahr 82, mehrere Wagen von Mercedes, wie die spektakuläre „Heckflosse“ W 111 230S Baujahr 66 – und natürlich einen wunderschönen T1 Bus mit passendem Wohnwagen von Eriba – Modell „Pan“, Baujahr 66.

Der Klassiker unter den Klassikern

Der T1, auch bekannt als der "Bulli", rollte erstmals im Jahr 1951 auf die Straßen und hat seitdem einen legendären Status erlangt. Seine charakteristische Form und vielseitige Nutzungsmöglichkeiten haben ihn zu einem wahren Kultfahrzeug gemacht und ihn fest im kollektiven Gedächtnis verankert. Besonders in den 1960er und 1970er Jahren wurde der T1 zum Symbol der aufblühenden Hippie-Bewegung, die für Freiheit, Abenteuer und Anti-Konformismus stand.
Vor allem der exotische Name „Samba“ verhalf ihm zu internationaler Bekanntheit, auch wenn dieser bei Jürgen Klenert keine Begeisterung auslöst: „Der Wagen heißt und hieß immer Deluxe.“
Die Varianten des T1 können je nach Baujahr und Konfiguration mit bis zu 23 Fenstern ausgestattet sein, was ihm eine einzigartige Offenheit und Helligkeit verleiht. Diese Eigenschaft machte ihn zu einem bevorzugten Begleiter für Abenteuerlustige, die die Welt erkunden wollten. Heute, Jahrzehnte nach seiner Einführung, hat der T1 nichts von seiner Faszination verloren. Sammler und Liebhaber schätzen ihn nach wie vor für sein zeitloses Design, seine historische Bedeutung und seine Rolle in der Popkultur. Der T1 bleibt somit nicht nur ein Relikt vergangener Zeiten.

Vom Oldie-Traum zum stolzen Besitzer

Eigentlich hatte Jürgen Klenert gar nicht vor, einen Bulli in seine Sammlung aufzunehmen – das war die Idee seiner Frau. Zunächst blieb ihr Wunsch nach dem VW-Bus unerfüllt, bis sich der Oldie-Liebhaber nach und nach überzeugen ließ und sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Wagen machten. Fündig wurden sie 2010 bei einem Verkäufer in den Vereinigten Staaten. Selbst für eine kurze Besichtigung nach Kalifornien zu fliegen war nicht möglich, doch ein Freund konnte den Wagen bei einer US-Reise besichtigen und Jürgen Klenert über den Zustand der Karosserie Bericht erstatten. Der Wagen war in gutem Zustand, die Begeisterung groß – also gekauft und ab nach Deutschland.
Nun hieß es erstmal, den Wagen auf Herz und Nieren zu prüfen: Äußerlich war nur das Dach leicht verbeult und eine neue Lackierung fällig. Die Arbeitszeit hierfür lag bei etwa 40 bis 50 Stunden. Die inneren Werte des Wagens sahen da ganz anders aus: Es gab zwar erstaunlich wenig Rost, jedoch musste die gesamte Technik erneuert werden, um eine sichere Fahrt zu gewährleisten. Beispielsweise war die Lenkung ein großes Problem, denn diese funktionierte nicht einwandfrei.
Da es für diese jedoch keine Ersatzteile gab, musste Jürgen Klenert kreativ werden: Eine Firma, die Zahnstangen umbaut, war die Lösung. Die Lenkung wurde somit erneuert, wieder verkehrstauglich gemacht sowie auch technisch verbessert. „Da steht die Sicherheit einfach an erster Stelle.“ Die technische Instandsetzung kostete ihn nochmal etwa 10.000 bis 15.000 € und um die 50 Stunden. Doch das Ergebnis hat sich gelohnt.
Zu seinem Bulli sagt er ganz klar: „Genauso wie er ist, wollte ich ihn haben: Walkthrough – also mit einem Durchgang zwischen den Sitzen, 15 Fenstern und ein deutsches Modell. Außerdem das Ganze zu einem unglaublich guten Preis.“ Heute ist sein Wagen knapp 80.000 € wert.

Herausforderung für jeden Sammler: Ersatzteile

Egal für welches Fahrzeug seiner beachtlichen Sammlung, die Suche nach Ersatzteilen gestaltet sich immer schwierig. Neue Teile für die in die Jahre gekommenen Klassiker gibt es nur bei wenigen Automobilherstellern, und noch Ersatzteile in gutem Zustand zu finden kostet Zeit und Geld – und erscheint nicht selten aussichtslos. Schließlich sind die Waren nur in sehr begrenzten Beständen überhaupt noch verfügbar. Manches, wie neue Fenster, lässt sich zur Not leicht und billig nachproduzieren, aber andere Teile sind deutlich schwieriger aufzutreiben. Beispielsweise benötigte Jürgen Klenert für die Abdichtung der Fenster seines Eriba Wohnwagens zehn Meter neue Gummis. Nach langer Suche fand er endlich eine Verkäuferin, jedoch hatte sie nur noch neun Meter auf Lager.
Der Sammler klassischer Autos beschreibt die Suche nach Ersatzteilen als die größte Herausforderung im Oldtimer-Business. Diese macht es für manche vielleicht spannend oder witzig – fast wie eine Art Schatzsuche, um endlich dem eigenen Oldie zu neuem Glanz zu verhelfen; für andere ist es jedoch letztendlich der Grund, wieso sie bei ihrer Restaurierung scheitern: Zu viel Zeitaufwand, zu hohe Kosten, und die aussichtslose Recherche nach den richtigen Teilen ist schließlich das Hauptargument, nicht weiter zu restaurieren. „Aber nicht mit mir“ – Jürgen Klenert gibt keinen Oldie auf: „– entweder ich mache es ganz oder gar nicht!“. Denn er packt gerne an, egal wie lange es dauert, mit seiner Faszination für Oldtimer: „Die alten Fahrzeuge bekommst du immer zum Laufen, die sind gut.“

A perfect match

Als langer Freund und regelmäßiger Besucher sowie Aussteller des Oldtimer-Meetings in Baden-Baden war Jürgen Klenert schon bei vielen dieser jährlichen Treffen dabei. Vor allem ein regnerisches Jahr ist ihm dabei im Gedächtnis geblieben. Zu diesem Zeitpunkt waren er und seine Frau immer mit ihrem T1 vor Ort. Sie beobachteten, wie ein anderer Aussteller in seinem Wohnwagen Schutz vor dem nassen Wetter suchte – ab da war klar: „Wir brauchen unbedingt einen Wohnwagen zum Bus!“. Gesagt – getan. Die passende Ergänzung für seinen Bulli war schließlich gefunden: Der Eriba Pan für damalige 3.000 € vervollständigte den T1 fast perfekt, aber Jürgen Klenert wollte ihn auch farblich passend machen, schließlich glänzt sein T1 in einer wunderschönen Bordeauxrot-Beige-Kombi. Die Lackierung und sämtliche Arbeiten an dem Wohnwagen nahmen insgesamt 800 Stunden in Anspruch und damit deutlich länger als zunächst erwartet. Die Renovierung eines Wohnwagens war für ihn jedoch auch absolutes Neuland, und die Suche nach Ersatzteilen stellte ebenfalls eine Herausforderung dar.
Das Richten des Wohnwagens war eine Herkulesaufgabe, hat sich jedoch mehr als gelohnt. Denn aus dem schmucken Anhänger wurde mehr als nur ein automobiles Accessoire: „Einmal komplett zerlegen, komplett neu machen, lackieren, die Innenausstattung neuwertiger machen, aber jetzt passt es und ist ein schönes Gespann. Früher haben auch die Kinder gerne darin geschlafen, jedoch sind inzwischen alle zu groß, da das Bett nur 1,80 Meter lang ist.“
Reisen mit dem Bulli bietet sich aufgrund des großen Innen- und Stauraumes an, jedoch muss auch bei der Bequemlichkeit etwas zurückgesteckt werden. Jürgen Klenert nutzt seinen T1 gerne für die Fahrt in den Urlaub – bis zum Hotel. Auch sind historische Fahrzeuge nicht immer sehr komfortabel, die Fahrgeschwindigkeit des Oldtimers kann natürlich nicht mit den Autos von heute mithalten und der Motor ist deutlich lauter, als wir es mittlerweile gewohnt sind. Lange Fahrten mit dem Bulli sind also nicht für jedermann. Jürgen Klenert jedoch empfindet die entschleunigende Wirkung dieser Art des Reisens mit seinem Bulli als sehr wohltuend – und das ist die Hauptsache.

Leben & Arbeiten mit Oldies: Jürgen Klenert

Jürgen Klenert stammt aus Stutensee bei Karlsruhe. Nach seinem Wehrdienst – bei dem er auch schon an Fahrzeugen herumschraubte – wurde er in einer Werkstatt tätig. Hierbei entdeckte er seine Liebe zu Oldtimern. In dem Betrieb ging es jedoch nur um die Reparatur der Fahrzeuge – quasi Restaurierung als Mittel zum Zweck. Da kam es auch oft vor, dass Fahrzeug- und Mechanikteile weggeschmissen wurden, die er heute definitiv retten würde – besonders da sich die Suche nach Ersatzteilen mittlerweile unglaublich schwierig gestaltet: „Es werden ja nicht mehr Oldtimer, sondern immer weniger. Die Qualität wird von Jahr zu Jahr schlechter“. Dies war auch der Grund, warum er 1995 der Restaurierung den Rücken kehrte und in einer freien Lackiererei anfing. Als diese den Betrieb schloss, entschied er sich 2000, an seinem heutigen Standort ein Grundstück zu kaufen und sein eigenes Unternehmen aufzubauen. 2008 kam schließlich seine eigene Blechnerei dazu. Bis diese 2020 in einem Unglück den Flammen zum Opfer fiel, zerlegte und reparierte er in dieser Werkstatt Fahrzeuge. Mittlerweile ist ein Teil der Werkstatt wieder aufgebaut und wird heute für seine Oldtimer-Sammlung genutzt.

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