Fragen an…

Dr. Christian Felten Geschäftsführer der Basi

Nachhaltiges Wirtschaften ist untrennbar verbunden mit sozialer Nachhaltigkeit und guten Arbeitsbedingungen, betont Dr. Christian Felten, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit e.V. (Basi). Der Basi-Chef äußert sich im Interview zu den aktuellen Trends im Arbeitsschutz.

Nachhaltigkeit ist das große Thema bei der Messe und dem Kongress A+A. Warum haben Sie dieses Thema gewählt?
Dr. Felten: Wir alle kennen die ökologische Nachhaltigkeit. Sie bedeutet, dass wir unser Ökosystem Erde nicht mehr einseitig so ausbeuten, dass es am Ende kollabiert, sondern sich die Ressourcen durch kluges Wirtschaften immer wieder erneuern. Genauso muss man Nachhaltigkeit für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit auch in Unternehmen für die Situation der Beschäftigten übersetzen. Wir wollen auf dem A+A Kongress 2023 versuchen, Definitionen und Wege dafür zu finden.
Was bedeutet das konkret?
Dr. Felten: Nachhaltiges Wirtschaften umfasst umweltfreundliche Produktionsverfahren – untrennbar verbunden mit sozialer Nachhaltigkeit und guten Arbeitsbedingungen. Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz sind dafür unabdingbar – das hat Bundesarbeitsminister Hubertus Heil in seinem Grußwort im Vorfeld des A+A Kongresses hervorgehoben. Die Frage, wie wir die dabei entstehenden einzelnen Herausforderungen meistern, werden die Referentinnen und Referenten des A+A Kongresses 2023 im Austausch mit den Teilnehmenden beantworten. Wir sind gespannt auf die Lösungsansätze.
Die Gesundheit und Resilienz der Mitarbeiter rücken in den Unternehmen mehr in den Fokus. Vor welchen Aufgaben stehen hier die Betriebe?
Dr. Felten: Körperliche Gesundheit und Psyche sind – in der Arbeitswelt wie im Privaten – auf vielfältige Art und Weise miteinander verknüpft. In Zukunft wird es unter anderem darum gehen, insbesondere berufsbedingte Gesundheitsgefahren wie psychische und Muskel-Skelett-Belastungen zu erkennen und zu minimieren. Es geht in der Tat darum, dass Gesellschaft und Unternehmen mit ihren Beschäftigten resilient werden, um den Wandel der Arbeitswelt im eigenen Bereich zu gestalten. Unübersehbar sind auch die Auswirkungen des Klimawandels, der konkrete Maßnahmen für die Mitarbeitenden erfordert.
Digitalisierung ist der zweite große Trend im Arbeitsschutz. Welche Entwicklungen sehen Sie?
Dr. Felten: Wir im Arbeitsschutz sehen uns durch die Folgen der Digitalisierung zunächst herausgefordert: Immer mehr Menschen arbeiten flexibel und mobil an unterschiedlichen Orten. Auch viele Arbeitsprozesse in der Industrie verändern sich rasant – Sicherheit und Gesundheit müssen es mit ihnen tun. Ich sehe große Vorteile, durch Digitalisierung, KI und durch darauf basierende Assistenzsysteme, die klassischen Unfallgefahren in vielen Branchen im Sinne der Vision Zero weitestgehend eliminieren zu können. Aber ich sehe auch Arbeitsverdichtung und die Erfordernis, Führung im Unternehmen neu zu denken, sowie auch hohe Anforderungen an das Selbstmanagement vieler Beschäftigter, die nicht allein gelassen werden dürfen.
Wenn wir es richtig anstellen und die Digitalisierung als Vorteil begreifen, aber daneben auch insbesondere psychische Belastungen bei der Gestaltung der Arbeitswelt erkennen und minimieren, kann die ohnehin nicht aufzuhaltende Digitalisierung von großem Nutzen für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit sein.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit e.V. (Basi) organisiert den Kongress der A+A, der alle zwei Jahre stattfindet – in diesem Jahr vom 24. bis 27. Oktober 2023.
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