Gabel mit Salat
Gesundheitsprävention

Gesundheit zu oft Nebensache

Motivierte, gesunde und leistungsfähige Mitarbeiter sind für Unternehmen das Grundkapital. Betriebliche Maßnahmen zur Gesundheitsförderung helfen, dieses Gut zu sichern. Das gilt erst recht, wenn diese präventiven Maßnahmen dauerhaft und systematisch durchgeführt werden. Allerdings zeigt die DEKRA Befragung durch forsa, dass im Schnitt nur jeder dritte Arbeitnehmer in Deutschland in den Genuss solcher Angebote kommt. Auch die Beurteilung psychischer Belastungen wird nicht in dem Maße durchgeführt, wie es eigentlich wünschenswert wäre und gesetzlich vorgeschrieben ist.

Rücken- und Entspannungskurse? Stressmanagement? Oder lieber Walking? Nein, hier geht es nicht um Überlegungen zur Freizeitgestaltung nach Büroschluss. Vielmehr zeigt dies, wie vielfältig Unternehmen heutzutage die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter fördern und sie proaktiv zu einer gesunden Verhaltensweise anregen können. Diese Investition macht sich schnell bezahlt. Denn gesunde Arbeitnehmer fallen seltener aus, sind produktiver und steigern die Wettbewerbsfähigkeit. Darüber hinaus erhöhen Arbeitgeber durch entsprechende Angebote ihre Attraktivität.
Zahlreiche Firmen haben schon erkannt, welch wertvollen Beitrag betriebliche Gesundheitsförderung zu einem nachhaltigen Unternehmenserfolg leistet. Doch die jeweiligen Maßnahmen – das unterstreicht die DEKRA Befragung durch forsa – könnten intensiver betrieben werden.
So geben 31 Prozent der Arbeitnehmer an, dass ihr Arbeitgeber Vorsorgeuntersuchungen zum Beispiel bei Bildschirmarbeit anbietet. Bei jeweils 28 Prozent der Arbeitnehmer gibt es eine gesundheitsfördernde Arbeitsplatzgestaltung beziehungsweise Kooperationen mit Sport- oder Fitnessstudios. Bei jeweils 22 Prozent bietet der Arbeitgeber den Mitarbeitern gesundes Kantinenessen oder Entspannungskurse, Stressmanagement oder Massagen an.
18 Prozent können Rückenkurse oder Walking-Angebote in Anspruch nehmen, 14 Prozent andere Sportangebote, 13 Prozent Ernährungskurse oder Ernährungsberatung, zehn Prozent Kurse zur Tabakentwöhnung sowie andere Hilfs- und Beratungsangebote.
Gegenüber der vergleichbaren Befragung von 2017 bedeuten diese Zahlen keinerlei Verbesserungen, teilweise wurden die Angebote eher noch zurückgefahren. Für Befragte aus den Arbeitsumfeldern Bau, Handwerk, Industrie und Lager beziehungsweise Büro gab es häufiger Angebote als für Befragte im Handel, Außendienst oder dem Bereich Bildung und Gesundheit. Durchschnittlich 36 Prozent der Befragten sagen, dass ihr Arbeitgeber keinerlei Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung anbietet – in den Arbeitsfeldern Bildung und Gesundheit sowie Handel und Außendienst sind es sogar 46 beziehungsweise 62 Prozent.

Psychische Belastung wird häufig ignoriert

Im Hinblick auf die gesetzlich vorgeschriebene Beurteilung psychischer Gefährdungen am Arbeitsplatz gibt es ebenfalls Nachholbedarf. Lediglich 26 Prozent der Befragten sagen, dass es im Betrieb eine psychische Gefährdungsbeurteilung gegeben habe. Bei einer Mehrheit von 59 Prozent ist dies nicht der Fall. Gegenüber 2017 bedeutet dies ebenfalls eine leichte Verschlechterung um sieben Prozent. Das erstaunt, angesichts der im Arbeitsschutzgesetz ausdrücklich vorgeschriebenen Verpflichtung. Psychischer Stress kann fatale Folgen haben: Burn-out, Depression oder Rückenleiden sind die häufigsten Gründe für besonders lange krankheitsbedingte Fehlzeiten von Mitarbeitern. Auch die Wahrscheinlichkeit von Unfällen wächst bei zu großem Stress.
Wie ernst dieses Thema zu nehmen ist, zeigt sich auch daran, dass 88 Prozent der Befragten meinen, der negative psychische Stress in der Arbeitswelt würde tendenziell zunehmen. 71 Prozent stufen die psychische Belastung im Unternehmen höher oder genauso hoch ein wie die körperliche Belastung. Und dass gegen die hohen Fehlzeiten durch psychische Krankheiten im Rahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes mehr unternommen werden muss, halten 80 Prozent der Befragten für erforderlich.
Das Angebot einer betriebsärztlichen Untersuchung hat rund die Hälfte der Arbeitnehmer schon einmal in Anspruch genommen. Unter 35-Jährige waren seltener als über 35-Jährige, Beamte seltener als Arbeiter und Angestellte sowie Befragte aus dem Bereich Handel und Außendienst seltener als Befragte aus anderen Arbeitsbereichen schon einmal beim Betriebsarzt. Der Präventionsgedanke sollte also auch hier durchaus noch mehr an Bedeutung gewinnen – zum Vorteil der Arbeitnehmer ebenso wie der Arbeitgeber.