Oldtimer im Winter sicher ausfahren

Schicker Schlitten auch im Winter – kann das gutgehen?

Der Sommer ist zu Ende, der Herbst hat längst begonnen und der Winter ist somit nicht mehr fern. Auch Autofahrende bekommen das zu spüren, denn mit dem Wandel der Jahreszeit gehen starke Veränderungen des Wetters einher. Deutlich kühlere Temperaturen, Regen und die damit verbundene Feuchtigkeit, die die Straßen voller Laub in eine Rutschpartie verwandeln können – und dies alles, bevor der erste Schnee fällt und Eis die Gefahr auf den Straßen nochmals erhöht. Nun ist es an der Zeit für Old- und Youngtimer-Besitzer, sich zu überlegen, ob sie ihre betagten Fahrzeuge in den wohlverdienten Winterschlaf schicken oder winterfest machen.

Den Oldie das ganze Jahr fahren – Vor- und Nachteile

Soll der Klassiker alljährliches Fahrvergnügen bereiten, liegen dieser Entscheidung mehrere Überlegungen zugrunde. Zum einen ist es eine finanzielle Frage: Wird das Fahrzeug das ganze Jahr über genutzt, so wird ein Ganzjahreskennzeichen benötigt, die Steuer muss durchgehend bezahlt werden, ebenso wie die Versicherung. Außerdem ist es notwendig, zusätzlich noch in passende Winterreifen und in den Wintercheck zu investieren.
Zum anderen steht Oldie-Besitzern durch die Nutzung ihres Klassikers ein Auto zur Verfügung, sollte der im Alltag genutzte Wagen ausfallen – zum Beispiel im Reparaturfall.
Aber Achtung: Bei fast allen Spezialversicherungen ist für die Absicherung des eigenen Oldtimers dieses Alltagsfahrzeug Voraussetzung. Ist der Oldie beispielsweise in einen Unfall verwickelt und es stellt sich auf Nachfrage der Versicherung heraus, dass der Klassiker gefahren wurde, weil kein Alltagsauto zur Verfügung stand, kann das problematisch werden. Besitzer sollten sich daher vor der Nutzung im Winter bei ihrer Versicherung über die jeweiligen Konditionen und Voraussetzungen informieren.
Zudem können stolze Fahrzeughalter ihre schicken Schlitten so auch in den kalten Herbst- und Wintermonaten ausführen und der Fahrspaß ist das gesamte Jahr über garantiert.

Bevor es im Winter losgeht

Steht die Entscheidung fest, dass der Oldtimer ganzjährig für Ausfahrten genutzt werden soll, so muss das Fahrzeug winterfest gemacht werden. Dabei gibt es einige Vorkehrungen zu treffen: Zuerst sollte der Wagen gründlich gereinigt werden – ähnlich wie bei der Vorbereitung auf eine Überwinterung . Schmutz, der sich über Frühjahr und Sommer am Fahrzeug angesetzt hat, sollte gründlich von Lack, Chromteilen, Verdichtungen, aber auch im Innenraum entfernt werden. Kleine Schäden können mit einem Lackstift repariert werden. Jeder Schaden oder Kratzer erhöht das Risiko von eindringendem Wasser oder Frost, was zu Rost führen kann. Daher sollte die Oberfläche des Fahrzeugs sorgfältig begutachtet und geschützt werden. Auch die Achsteile im Fahrgestell sind anfällig für Rostschäden und benötigen daher Schutz vor Korrosion.
Wenn notwendig, ist eine Polierung mit einer Lackversiegelung empfehlenswert, damit Schnee, Regen und Matsch abperlen können, statt Rost zu verursachen. Bei Chromteilen ist zu beachten, dass diese andere Pflegemittel benötigen, wie beispielsweise Fettcremes, die im Frühjahr wieder abgewischt werden können.
Zudem stehen einige Qualitätschecks an Oberflächen an, denen oft weniger Beachtung geschenkt wird – zum Beispiel der Unterbodenschutz sowie die Hohlraumversiegelung. Auch die inneren Werte werden gründlich unter die Lupe genommen: Ist der Wasserstand noch ausreichend? Reicht das Motoröl – und ist es für die frostigen Temperaturen der kalten Jahreszeit geeignet? Wurde bereits Frostschutzmittel ins Scheibenwisch- und Kühlwasser gegeben? Taugen die Wischerblätter im Scheibenwischer noch?
Zusätzlich gilt es, sämtliche Ritzen, Ablauflöcher, Gummidichtungen – besonders an Türen und Klappen, mechanische Bauteile, die Batterie und die Elektronik auf Sauberkeit, Dichte und Funktionalität zu prüfen. Falls hier Mängel bemerkt werden, müssen diese umgehend ausgebessert, beziehungsweise eine Polierung oder Wachsschicht aufgetragen werden. Bei Gummiteilen helfen Mittel wie Hirschtalg, gegen Festfrieren vorzubeugen. Auch dem Einfrieren von Türschlössern kann mit geeigneten Mitteln entgegengewirkt werden.
Um auf Nummer Sicher zu gehen und den Oldie bestmöglich instand zu halten, ist es ratsam, sich an die Herstellervorgaben bezüglich der Wartung zu halten.
In der kalten Jahreszeit ist auf den Straßen höchste Vorsicht geboten: Es herrscht bei nassen und frostigen Bedingungen Rutschgefahr – Winterreifen sind daher unentbehrlich. Diese sollten vor dem winterlichen Einsatz jedoch auf Eignung, Alter, Profiltiefe und Zustand geprüft werden. Sind die Reifen zu alt, ist das Material zu verhärtet und greift auf der Straße nicht mehr richtig.
Bei winterlichen Ausfahrten mit schwerem Schneefall bietet Ihnen und Ihrem Fahrzeug auch die Verwendung von Schneeketten zusätzlichen Schutz. In diesen Situationen gilt es, die maximal zulässige Geschwindigkeit für den Schneekettenbetrieb nicht zu überschreiten. Liegt zu wenig Schnee, sind Schneeketten jedoch keinesfalls ratsam, sondern erhöhen das Unfallrisiko.

Tipps und Tricks für winterliche Ausfahrten

Abgesehen von der äußerlichen Pflege und der gründlichen Vorbereitung, gibt es weitere Maßnahmen, die Spritztouren in der kalten Jahreszeit sowohl für Oldie als auch für den Fahrer sicherer machen.
Am Luftfilter bei Vergaser-Klassikern befindet sich ein Hebel, der gerade im Winter einen guten Vorteil bietet: Wird dieser betätigt, sorgt er dafür, dass durch eine Klappe warme Luft in den Motorraum angesaugt wird. Dies verhindert eine Vereisung der Vergaseranlage. Im Frühjahr wird der Einzug von Warmluft nicht mehr benötigt und der Handhebel sollte wieder zurückgestellt werden. Bei jüngeren Vergaser-Fahrzeugen wird dies durch eine automatisch gesteuerte Luftklappe erledigt. Die Funktion sollte daher rechtzeitig geprüft werden.
Es empfiehlt sich, noch ein Notfallpaket für Fahrer und Insassen zusammenzustellen und bei jeder Ausfahrt dabeizuhaben, damit sich im Falle einer Panne oder eines Unfalls niemand unterkühlt. Dazu gehören warme Decken und am besten noch ein warmes Getränk in einer Thermoskanne. Außerdem lohnt sich eine Taschenlampe und eventuell noch ein Türschlossenteiser sowie ein Eiskratzer. Um unterwegs stets auf Nummer sicher zu gehen, sollten die Kraftstoffreserven nie zu sehr ausgereizt werden, damit im Notfall oder in einem Stau die Heizung problemlos weiterlaufen kann. Zusätzlich gilt zu beachten, dass Oldtimer in den meisten Fällen keine Assistenzsysteme haben, die bei rutschiger Fahrbahn unterstützen können. Deshalb ist vorausschauendes Fahren und wenn nötig auch eine langsamere Geschwindigkeit der beste Freund eines jeden Oldie-Enthusiasten.
Generell gilt es von Kurzstreckenfahrten abzusehen, ebenso wie von einem Kaltstart, da diese dem Fahrzeug langfristig schaden.

Nach der Fahrt ist vor der Fahrt

Ist die Ausfahrt vorbei, so sollte das Fahrzeug zeitnah gereinigt werden, um beispielsweise Streusalz abzuwaschen, welches sich in Ritzen der Karosserie absetzt und somit gefährlich für den Lack werden kann. Auch die Unterseite des Fahrzeugs sowie Radkasten und Achsen benötigen eine gründliche Reinigung. Die Unterbodenwäsche sollten Oldie-Fahrer jedoch selbst vornehmen, denn herkömmliche Waschanlagen reichen hierfür nicht aus. Das Innere des Wagens, wie Motor, Motorraum und das Getriebe, müssen ebenfalls vom Schmutz des Winters und der Straße gesäubert werden.
Danach sollte der Wagen komplett trocken sein, bevor er unter einer Plane, einem Carport oder in der Garage untergestellt wird. Falls kein Platz für den Oldtimer vorhanden ist, kann natürlich auch ein Parkplatz gemietet werden, zum Beispiel auf dem Land in einer Scheune.
Mit der richtigen Pflege und äußerster Vorsicht kommt Ihr Oldtimer so gut durch den Winter und bringt Ihnen auch in der kalten Jahreszeit viel Freude und Spritztour-Vergnügen.

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