Oldtimer Geschichten: Erinnerungen auf Rädern

Aus vielen großartigen Einsendungen zu unserem Gewinnspiel hat diese Oldtimer Geschichte das Rennen gemacht. Sie führt uns zurück in die 70er Jahre und erzählt von einem Traumauto und einem ganz besonderen Zufall. Um die ganze Geschichte zu erfahren, unbedingt weiterlesen.

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Mein erster Porsche 356

Es war Mitte der siebziger Jahre und die Oldtimer-Szene war damals noch sehr überschaubar. Mein Traum war der Porsche 356 und so begann ich im Kleinanzeigenteil danach zu suchen. Da sehe ich in der "Auto Motor und Sport" einen Dreizeiler:
Porsche 356 B Cabrio, Baujahr 61,
guter Zustand, DM 4.200,- ,
Standort Marburg an der Lahn.
Zwei Tage später stand ich mit verklärten Augen vor einem weißen 356 Cabrio mit schwarzer Innenausstattung und einem montierten 911er Targa-Bügel, der erstaunlicherweise gepasst hat. Der Bügel war Mist, jedoch auch leicht demontierbar, und hatte die Euphorie nicht im Mindesten getrübt, im Gegenteil! Kurze Probefahrt, der Motor lief, schalten ließ er sich auch, also warum nicht gleich mitnehmen! Kaufvertrag unterschrieben, Bargeld auf die Hand, und los ging’s über die Autobahn nach Stuttgart, was für ein saugutes Gefühl!
Die Ernüchterung kam, wie sollte es anders sein, nach gründlicher Untersuchung, einige Zeit später. Motor wenig Leistung, Synchronisierung im Getriebe mäßig, Verdeck schlecht, und natürlich Rost! Ich begann eine Liste mit den notwendigen Restaurierungsmaßnahmen für den nächsten Winter zu erstellen. Doch die Beziehung zu meinem ersten Porsche sollte nicht lange wären. Eines samstagmittags fahre ich mit meinem 356er nach Hause und parke das Auto vor dem Haus. Da kommt aus der Gegenrichtung eine 900er Kawasaki. Der Fahrer, ein gut aussehender junger Italiener bremst ab, bleibt stehen, steigt ab und kommt mit einem breiten Lächeln über die Straße. Er betrachtet den 356er seligen Blickes, läuft drumherum, murmelt etwas von "bella Macchina" und fragt mich, ob ich den Porsche gegen die Kawasaki tauschen würde! Da versuche ich ihm klarzumachen, dass ich wenig Ahnung von Motorrädern habe, tauschen würde ich deshalb nicht, aber er könne das Auto ja kaufen. Ich lasse den Motor laufen, er legt sich auf den Boden, um einen Blick unters Auto zu werfen und nach kurzer Preisverhandlung schüttelt er mir kräftig die Hand und verkündet mir, das Auto kaufen zu wollen. Er verabschiedet sich, verspricht am Abend mit der vereinbarten Summe vorbeizukommen, steigt auf seine Kawa und fährt davon. Ein sympathischer Kerl, denke ich, aber den siehst du bestimmt nicht wieder.
Abends gegen 19 Uhr klingelt es, und vor der Tür steht mein italienischer Freund mit einem Umschlag voller Geld. Der Kaufvertrag ist schnell geschrieben und ich fahre mit seinem neuen alten Porsche hinter seiner Kawasaki her in die Tiefgarage eines in der Nähe liegenden Kinderkrankenhauses. Der neue Porsche Besitzer ist nämlich Krankenpfleger im Olgäle!
Mehr als 10 Jahre später sitze ich mit Freunden in einem bekannten italienischen Lokal beim Olgaeck in Stuttgart, als der Inhaber von Tisch zu Tisch geht, um seine Gäste zu begrüßen. Als er zu uns an den Tisch kommt, denke ich: irgendwoher kenne ich den Mann, aber woher? Da macht es bling bling: er ist derjenige, der vor Jahren meinen 356er gekauft hat! Und dann passiert das, was die italienische Art so sympathisch mach – ich stehe auf wir umarmen uns und klopfen uns lachend gegenseitig auf die Schulter. Offenbar war er mit dem Kauf damals nicht völlig unzufrieden.
Die Liebe zum 356 ist übrigens bis heute geblieben!