Fuhrparkmanagement: Mobilität braucht 360-Grad-Sicht

24. Sept. 2025 Mobilität der Zukunft

Die Verwaltung einer Firmenflotte ist komplex. Themen wie E-Fahrzeuge und veränderte Mobilitätsbedürfnisse stellen Fuhrparkmanager vor Herausforderungen. Deren Berufsbild ist im stetigen Wandel und erfordert eine ganze Palette an Kompetenzen.

Drei Millionen Unternehmen mit Fuhrparks gibt es in Deutschland, wie der Bundesverband Betriebliche Mobilität berichtet. Aber keiner gleiche dem anderen, sagt Christian Reiter. Er ist Trainer bei der DEKRA Akademie sowie Geschäftsführer von carmacon - einem Unternehmen, das sich auf die Beratung im Bereich Fuhrparkmanagement spezialisiert hat. „In meinen vielen Berufsjahren ist mir noch kein Fuhrpark begegnet, der genauso organisiert war wie ein anderer“, sagt Reiter. „Das macht dieses Thema so spannend.“
Trotz der Verschiedenartigkeit gibt es Trends und Herausforderungen, mit denen sich alle beschäftigen müssen. Diese können nicht losgelöst voneinander betrachtet werden. Allen voran: das Thema Nachhaltigkeit. Unternehmen sind gefordert, CO2-Emissionen zu reduzieren und möglichst ressourcenschonend zu handeln. Vorangetrieben wird dies unter anderem durch gesetzliche Bestimmungen wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Diese Richtlinien haben Auswirkungen auf die gesamte Organisation und damit auch auf den Fuhrpark.
Die wachsenden Anforderungen in Sachen Nachhaltigkeit treiben die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte voran. Und sie führen – in Verbindung mit den sich ändernden Bedürfnissen einer neuen Mitarbeitergeneration – dazu, dass sich das Fuhrparkmanagement hin zum Mobilitätsmanagement entwickelt. Will heißen: Es geht nicht mehr nur darum, eine Flotte von Fahrzeugen wie Dienstwagen oder Lkw zu verwalten. In die Zuständigkeit des Fuhrparkverantwortlichen fallen auch andere Fortbewegungsmöglichkeiten. Er muss sich nun um E-Bikes, E-Roller und Mobilitätsbudgets kümmern.

Mit Digitalisierung Prozesse beschleunigen

Über all diesen Entwicklungen steht der zunehmende Kostendruck, der in allen Unternehmen vorhanden ist. Ein Werkzeug, um diese Herausforderungen sowie die zunehmende Komplexität durch die verschiedenen Trends zu bewältigen, sind Software-Lösungen. Die Digitalisierung hilft auch im Fuhrpark, Prozesse zu beschleunigen oder eine umfassende Datenbasis für die richtigen Entscheidungen zu schaffen.
Die Veränderungen im Fuhrparkmanagement sind groß – und sie haben Auswirkungen auf die Rolle desjenigen, der dort die Verantwortung trägt. „Das heutige Berufsbild der Fuhrparkmanagerin und des Fuhrparkmanagers unterscheidet sich deutlich von dem von vor 10 oder 15 Jahren“, sagt Reiter. „Es sind viele neue Aufgaben hinzugekommen, und es werden zusätzliche Kenntnisse gefordert – und ständig kommen neue hinzu.“

„In meinen vielen Berufsjahren ist mir noch kein Fuhrpark begegnet, der genauso organisiert war wie ein anderer."

Christian Reiter, Trainer bei der DEKRA Akademie und Geschäftsführer von carmacon

Die Einführung von E-Autos fordert neue Kenntnisse

Was er damit meint, erklärt Reiter am Beispiel Elektromobilität. „Die Einführung von E-Autos bedeutet nicht nur, dass man einfach Fahrzeuge mit anderen Antrieben in der Flotte hat“, so Reiter. Ein Fuhrparkmanager müsse wissen, was dies für die Nachhaltigkeitsberichterstattung bedeutet, und er benötige die entsprechenden technischen Kenntnisse. „Ganz wichtig ist, sich über die Kosteneffekte im Klaren zu sein. “Bei E-Autos gehe es etwa um Fragen wie: „Werden die Fahrzeuge an öffentlichen Ladesäulen geladen, beim Mitarbeiter zu Hause oder hat das Unternehmen eine eigene Infrastruktur?“. Schließlich müsse man sich in der E-Mobilität mit einem wahren „Ladetarif-Dschungel“ auseinandersetzen. Hinzukommen möglicherweise neue Lieferanten und Servicepartner, mit denen es das Fuhrparkteam zu tun hat, wenn die Flottenfahrzeuge elektrisch angetrieben werden. „Außerdem hat ein E-Fahrzeug einen deutlich größeren Einweisungsbedarf als ein Verbrenner“, fügt Reiter hinzu. Auch darauf müsse ein Fuhrparkmanager achten. „Kurzum: E-Mobilität im gewerblichen Fuhrpark muss als systemisches Konzept gedacht werden“, so Reiter.

Fuhrparkmanager mit verschiedenen Kompetenzen

Die neue Rolle des Fuhrparkmanagers verlangt eine ganze Palette an verschiedenen Kompetenzen. Dazu zählen technisches Verständnis, betriebswirtschaftliche Kenntnisse, IT-Knowhow, grundlegendes rechtliches Wissen sowie Fähigkeiten in den Bereichen Projekt- und Prozessmanagement. Hinzukommen Soft Skills wie Neugier und Flexibilität. „Man muss permanent seine Sensoren ausfahren und offen bleiben, weil das Thema so schnelllebig ist und sich die Anforderungen immer wieder ändern“, erklärt Reiter. Als Fuhrparkverantwortlicher müsse man zudem auch in der Lage sein, über den Tellerrand zu schauen und proaktiv gegenüber der Geschäftsführung aufzutreten. „Das Jobprofil erfordert jemanden, der sich auch mit den großen Leitlinien beschäftigt – und nicht nur mit der reinen Verwaltung des Fahrzeugflotte.“

Weiterbildung zum zertifizierten Fuhrparkmanager

Trotz der vielfältigen Aufgaben, die zu dieser Funktion gehören, ist Fuhrparkmanager kein Ausbildungsberuf. „Die Menschen, die in den Fuhrparks an verantwortlicher Stelle arbeiten, sind Quereinsteiger“, sagt Reiter. Umso wichtiger seien hochwertige Weiterbildungsangebote. Dies kann Reiter aus eigener Erfahrung berichten. Er selbst absolvierte in der DEKRA Akademie die Weiterbildung zum zertifizierten Fuhrparkmanager. Seit Jahren zählt er nun selbst zu den Dozenten, welche die Teilnehmer in elf Seminarthemen unterrichten – vom Steuerrecht über das Mobilitätsmanagement bis hin zur Digitalisierung.
Die rasante Entwicklung im Fuhrparkmanagement spiegelt sich dabei in der Weiterbildung. „Alle Module sind permanent auf dem Prüfstand, um an die aktuellen Anforderungen angepasst zu werden“, so Reiter. „Ich glaube, dass wir damit ein stabiles Fundament legen, auf dem ein Fuhrparkmanager gut vorbereitet in seine Aufgaben starten kann.“ Die erlernten Fähigkeiten müssen dann nur noch um eine ordentliche Portion Offenheit ergänzt werden, um sich an die jeweiligen individuellen Gegebenheiten anzupassen, die jeder Fuhrpark so bietet.