Logistik: Mehr Bewusstsein für Sicherheit reduziert Arbeitsunfälle
Author: Hannes Rügheimer
Der Boom im Internet-Handel führt zu hohen Zahlen bei auszuliefernden Paketen. Mit deren Anzahl steigen auch die in der Transport- und Lieferbranche vorkommenden Arbeitsunfälle. Mehr Bewusstsein für Sicherheit und Arbeitsschutz ist daher das Gebot der Stunde. Spezialisierte Schulungen und Trainings haben dies zum Ziel.
Zeitdruck, umfangreiches Arbeitspensum, zum Teil sehr schwere und sperrige Sendungen – der Alltag von Lieferfahrern ist herausfordernd. Gleichzeitig nehmen die Stückzahlen online bestellter und durch Lieferfahrer zugestellter Produkte kontinuierlich zu. Da ist es keine Überraschung, dass sich die Branche mit hohen Unfallquoten konfrontiert sieht. So verzeichnet die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) für das Jahr 2024 insgesamt 100.284 meldepflichtige Arbeitsunfälle in der Kategorie Handel und Warenlogistik – plus 59.856 weitere in der separat erfassten Kategorie „Verkehrswirtschaft Post-Logistik Telekommunikation“.
Die hohen Zahlen speisen sich sowohl aus Verkehrsunfällen auf der Straße als auch aus Personenschäden bei der Handhabung der Sendungen – etwa durch falsches Heben und Tragen, von der Ladefläche fallende schwere Pakete oder Ähnliches mehr.
Sicherheitstrainings helfen gegen Arbeitsunfälle
Es besteht also dringender Handlungsbedarf, diese beunruhigende Entwicklung zu stoppen und die Unfallzahlen wieder zu senken. Ein wichtiger Ansatz dafür sind Sicherheitstrainings für die Mitarbeitenden. „Lieferfahrer sind sicherlich die primäre Zielgruppe für solche Trainings. Doch mindestens ebenso wichtig ist es auch, Führungskräfte zu den entsprechenden Themen weiterzubilden“, gibt Claudia Ball zu bedenken. Sie ist bei DEKRA Projektverantwortliche für Schulungen und Trainings im Transportwesen. „Denn wenn die Vorgesetzten nicht auf dem Schirm haben, durch welche Maßnahmen und Rahmenbedingungen sich Arbeitsunfälle verhindern beziehungsweise reduzieren lassen, haben die Fahrer selbst wenige Möglichkeiten, dies in ihrem Alltag umzusetzen.“
"Weniger Unfälle sparen schlicht Kosten.“
Claudia Ball, DEKRA Projektverantwortliche für Schulungen und Trainings im Transportwesen
Zumal es für Unternehmen auch noch weitere positive Effekte hat, wenn die Mitarbeitenden auf allen Ebenen ein Bewusstsein für Gefahrenvermeidung und Arbeitsschutz entwickeln: „Weniger Unfälle sparen schlicht Kosten“, bringt es Claudia Ball auf den Punkt. „Etwa weil sich Ausfallzeiten reduzieren lassen, weil erfahrene Mitarbeitende länger zur Verfügung stehen – und nicht zuletzt, weil Unternehmen durch gezielte Schulungen und Trainings gesetzliche und selbst definierte Compliance-Vorgaben erfüllen sowie die Wahrnehmung ihrer Marke im Markt verbessern können.“
Breites Spektrum an Trainingsinhalten und -formaten
Die konkreten Sicherheitsanforderungen und -maßnahmen variieren je nach Lieferunternehmen und Tätigkeitsschwerpunkt. Fahrer von Lastenrädern sehen sich anderen Anforderungen gegenüber als Fahrer von Kleintransportern oder Lkw. Beim Flottenmanagement und der Einsatzplanung stehen andere Themen im Fokus (beispielsweise Risikomanagement und operationale Effizienz) als bei der Arbeit an einer Verladerampe (etwa Ladungssicherung und sicherheitsbewusster Einsatz von Werkzeugen von Gabelstapler bis Hebebühne). Im Straßenverkehr stellen sich wiederum andere Fragen (zum Beispiel defensives Fahren oder legales Halten zum Be- und Entladen) als bei der Haus-Auslieferung (etwa sichere und auch rechtssichere Übergabe an den Kunden). Wieder andere Aspekte wirken sich an mehreren, unterschiedlichen Stellen der Lieferkette aus – beispielsweise sicheres Heben und Tragen schwerer Lasten.
Die von DEKRA angebotenen Schulungen und Trainings sind modular aufgebaut, um den individuellen Anforderungen jedes Unternehmens beziehungsweise jeder Anwendung bestmöglich zu entsprechen. Insgesamt hat DEKRA acht Einzelmodule entwickelt, die sich nach Bedarf kombinieren lassen oder die auch mit zeitlichem Abstand aufeinander aufbauend absolviert werden können:
1. Aufbau einer Sicherheitskultur
2. Sicherheit in Alltagsabläufe integrieren
3. Einführung in Sicherheit für Transport und Lieferungen
4. Straßenverkehrssicherheit für Berufsfahrer
5. Verkehrssicherheit für Cargo-Bike-Fahrer
6. Verkehrssicherheit für Lkw-Fahrer
7. Umgang mit schweren und sperrigen Objekten
8. Individuelle Trainings-Optionen
Die einzelnen Module sind für Teilnahmezeiten von 3 bis 8 (Modul 1 und 4: 16, Modul 3: 16 bis 14) Stunden konzipiert. Der Ablauf wird dabei mit dem Auftraggeber abgestimmt und individuell angepasst.
Ausführliche Informationen zum DEKRA-Schulungs- und Trainings-Angebot finden Sie unter:
www.dekra-akademie.de
und unter
www.dekra-akademie.de/weiterbildung/transport-und-gefahrgut
Fahrsimulatoren und Virtual-Reality-Trainings Teil der Weiterbildung
„Letztlich ist es am sinnvollsten, wenn die konkreten Trainingsinhalte individuell mit dem jeweiligen Unternehmen abgestimmt werden“, berichtet DEKRA Expertin Claudia Ball. Dies gelte im Übrigen nicht nur für die Inhalte, sondern auch die Formate der Trainings. Je nach Lernzielen und Zielgruppe können die Weiterbildungen als E-Learning, als virtueller Klassenraum oder auch im klassischen Präsenzunterricht realisiert werden. In Präsenzformaten lassen sich beispielsweise auch Fahrsimulatoren, Virtual-Reality-Trainings oder andere Simulationen integrieren.
„Auch hybride Konzepte, die zum Beispiel mehrere virtuelle Schulungskapitel mit einem Präsenztag kombinieren, haben sich in der Praxis sehr bewährt“, weiß Claudia Ball.
Ebenso flexibel lässt sich auch die Lernzielkontrolle realisieren. E-Learnings münden typischerweise in einen am Ende des Trainings am Bildschirm durchgeführten Wissenstest. Präsenzformate können mit einer klassischen schriftlichen und/oder praktisch-mündlichen Prüfung enden. In beiden Fällen kann ein Zertifikat den erfolgreichen Abschluss der Fortbildungsmaßnahme belegen.
Erste Erfahrungen überaus positiv
„In Großbritannien führen wir Trainings in diesem Bereich bereits seit einiger Zeit durch“, so Claudia Ball. „Die Teilnehmenden äußern sich begeistert – und dies gilt für die Fahrer wie auch ihre Arbeitgeber gleichermaßen. Der von uns ermittelte Net Promoter Score liegt über 80.“ Ein fantastischer Wert. Seinen bisherigen Erfolg in Großbritannien plant DEKRA nun in Deutschland und anderen europäischen Ländern fortzuführen. Damit trotz steigender Paketzahlen die Zahl der Arbeitsunfälle in der Transport- und Lieferbranche schnell und nachhaltiger wieder so schnell wie irgend möglich sinken möge.